14 Eylül 2024 Cumartesi

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Inhaltsverzeichnis
1. EINLEITUNG……………………………………………………………………….9
1.1 Relevanz und Thematik ………………………………………………………9
1.2 Forschungsfrage und Ziel………………………………………….............11
1.3 Begriffsverwendung………………………………………………………….12
2. CORPORATE SOCIAL RESPONSIBILITY………………………………....…13
2.1 CSR – eine Einführung……………………………………………………….…13
2.2 Rahmen des Konzepts- Historischer Überblick……………………………....16
2.3 Das charakteristische CSR-Verständnis in der Türkei……………………....21
2.4 Das CSR-Konzept nach Carroll…………………………………………..........24
3. CSR HEUTE: DER KONZEPTIONELLE RAHMEN DES
INTERNATIONALEN CSR-VERSTÄNDNISSES……………………………..….27
3.1 Definitionen…………………………………………………………………..….28
3.2 Aktuelle CSR-Konzepte, Vereinbarungen, Initiativen und Leitlinien…..…...32
3.2.1 UN Global Compact…………………………………………………...33
3.2.2 Global Reporting Initiative……………………………………….……36
3.2.3 Global Marshall Plan…………………………………………….…….37
3.2.4 OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen………………….38
3.2.5 World Business Council for Sustainable Development……………40
3.3 Europäische Vereinbarungen und Initiativen…………………………….…...41
3.3.1 EU Multi-Stakeholder Forum on Corporate Social
Responsibility……………………………………………………………………...….42
3.3.2 CSR-Europe………………………………………………………..…..43
6
4. DIMENSIONEN DER SOZIALEN VERANTWORTUNG………………….….44
4.1 Interne Dimension………………………………………………………….……45
4.2 Externe Dimension…………………………………………………………..…..45
5. BEGRIFFLICHE ABGRENZUNG……………………………………………....48
5.1 Nachhaltige Entwicklung………………………………………………………..49
5.2 Corporate Citizenship……………………………………………………………50
5.3 Corporate Philanthropy………………………………………………………….51
6. CORPORATE SOCIAL RESPONSIBILITY IN DER TÜRKEI……………….53
6.1 Philanthropie und Stiftungskultur als türkische Tradition………………..…..56
6.2 Die zunehmende Bedeutung von CSR…………………………………….….59
6.3 Der Einfluss von manchen Faktoren auf die Ausprägung des türkischen
CSR-Verständnisses…………………………………………………………….…..60
6.3.1 Corporate Governance………………………………………….…….61
6.3.2 Multinationale Unternehmen…………………………………….……62
6.3.3 International anerkannte Verträge – rechtliche Ordnungen…. …. 63
6.3.4 Religiöse und kulturelle Merkmale………………………………..…64
6.3.5 Civil Society Organizations………………………………………...…66
6.4 Türkische Maßnahmen zur Förderung von CSR………………………..……67
6.4.1 CSR-Turkey……………………………………………………….……67
6.4.2 Business Council for Sustainable Development Turkey…………..68
7. DIE ENTWICKLUNG VON CSR IN DER TÜRKEI………………………..…..69
7.1 Der osmanische Effekt beim Verständnis der sozialen
Verantwortung…………………………………………………………………..……69
7
7.1.1 „Ahilik“ Akhism……………………………………………………...….71
7.1.2 „Lonca“ – osmanische Gilden…………………………………..……72
7.1.3 „Vakıf“ Waqf…………………………………………………………….74
7.2 Die Gründung der türkischen Republik und die Entwicklung von CSR an der
Wende zum 20. Jahrhundert…………………………………………………...…...76
7.2.1 Wirtschaftspolitische Entwicklung………………………….……...…77
7.2.2 Sozialpolitische Entwicklung………………………………………….80
7.3 Eine Kritik über den Unterschied zwischen internationalem CSRVerständnis
und dem charakteristischen CSR-Verständnis in der
Türkei……………………………………………………………………….…………84
Zusammenfassung………………………………………………………..………..85
Literaturverzeichnis……………………………………………………….……….88
Anhang……………………………………………………………………………….97
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 : Die CSR- Pyramide nach Carroll……………………………….….25
Abbildung 2: Bereiche des Global Compacts…………………………………..…35
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Entwicklung des Konzepts Corporate Social Responsibility……..…19
Tabelle 2: Interne und externe Dimension von CSR im EU-Grünbuch……...…47
Tabelle 3: Der Übergang von der institutionellen sozialen Verantwortung zur
Philanthropie in der Türkei……………………………………………………….….83
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Abkürzungsverzeichnis
BDA Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände
BDI Bundesverband der Deutschen Industrie
CC Corporate Citizenship
CP Corporate Philanthropy
CSR Corporate Social Responsibility
GRI Global Reporting Initiative
EU Europäische Union
ILO International Labour Organization
NGOs Nicht-Regierungs-Organisationen
OECD Organisation for Economic Co-operation and Development
PR Public Relations
PRVA Der Public Relations Verband Austria
WBSCD World Business Council for Sustainable Development
WCED World Commission for Environment and Development
UN United Nations
TBCSD Business Council for Sustainable Development Turkey
UNDP United Nations Development Programme
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1. EINLEITUNG
1.1 Relevanz und Thematik
Die Unternehmen versuchen in der heutigen Zeit, ihren Dialog mit ihren Teilöffentlichkeiten
zu verstärken. Sie versuchen zu beweisen, dass sie neben der
von ihnen verfolgten Zielsetzung auch die Erwartungen, Anforderungen und
Interessen bestimmter Gruppen berücksichtigen und somit versuchen, ein
Einverständnis zwischen Unternehmen und Teilöffentlichkeiten herzustellen.
Denn es wird im heutigen organisationspolitischen und gesellschaftlichen
Kontext darauf hingewiesen, dass der ehrliche Dialog mit den
Teilöffentlichkeiten im Vordergrund stehen soll. Deswegen zählt es aus einer
kommunikationswissenschaftlichen Perspektive zu den obersten Zielen für
Unternehmen, ein Klima der Verständigung mit relevanten Teilöffentlichkeiten
zu schaffen.
Diesbezüglich ist CSR heute eine Dialogmöglichkeit für Unternehmen, damit
Unternehmen einerseits die Interessen der Gesellschaft und der
Bezugsgruppen verstehen können und damit sie andererseits die eigenen
Interessen verständlich machen können. Auf dem Weg zum Ziel wird Corporate
Social Responsibility als Kommunikationsinstrument bezüglich einer
Manegementstrategie gesehen, die versucht, ein gegenseitiges Verständnis mit
der Teilöffentlichkeit zu schaffen und zu pflegen. Somit wurde besonders im
wirtschaftlichen und organisationspolitischen Kontext damit begonnen, von
sozialen Verantwortungen der Unternehmen zu sprechen.
Aber die erste soziale Verantwortung der Unternehmen geht auf frühere Zeit
zurück und im historischen Prozess wurden die Erwartungen und
Anforderungen der Öffentlichkeit vom Einfluss sozio-kultureller,
gesellschaftspolitischer und wirtschaftlicher Faktoren geprägt. In der Literatur
werden besonders die radikalen (Arbeiter-) Bewegungen nach der industriellen
Revolution als ein Grund dafür genannt.
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Die ersten Beispiele für CSR-Aktivitäten stammen aus den USA und CSR
wurde in der Folge von den Unternehmen in der ganzen Welt mit der Zeit als
populärer Begriff übernommen. Aber es wird immer mehr diskutiert, was unter
diesem Begriff zu verstehen ist und was denn CSR tatsächlich sei. Trotz der
moralischen und ethischen CSR-Wertvorstellungen und bestimmter
internationaler CSR-Standards ist die Entwicklung der Corporate Social
Responsibility in allen Ländern unterschiedlich verlaufen und die Wahrnehmung
der sozialen Verantwortung hat sich je nach den Erwartungen der Gesellschaft
unterschiedlich entwickelt. Laut Jarolimek existieren Unterschiede in der
Kommunikation von CSR „aufgrund regionaler bzw. nationaler Unterschiede,
etwa im Hinblick auf die historischen, rechtlichen, politischen und
ökonomischen Rahmenbedingungen eines Landes, einer Branche oder auch
einzelner Unternehmen“ (Jarolimek, 2011, S. 189). Diese Annahme geht davon
aus, dass CSR ein globalisierter und kulturabhängiger Prozess ist, und bildet
einen wichtigen Ausgangspunkt für die vorliegende Arbeit.
In diesem Zusammenhang haben sich CSR und die Wahrnehmung von CSR
auch in der Türkei unterschiedlich entwickelt, und mit dem Einfluss von
politischen, wirtschaftlichen und sozialen Faktoren hat sich auch das
Verständnis von CSR ebenso in einem historischen Prozess gewandelt.
Corporate-Social-Responsibility-Bewegungen haben in der Türkei, im
Gegensatz zu Europa und den USA, mit philanthropischem Verhalten
begonnen und die Erfahrung des philanthropischen Stadiums der CSR in der
Türkei geht zurück auf die osmanische Zeit.
Das Konzept „Corporate Social Responsibility“ hat in den letzten Jahren auch in
der Türkei an Bedeutung gewonnen. In der letzten Zeit versuchen zahlreiche
Unternehmen in der Türkei, mit der Bevölkerung mittels Corporate Social
Responsibility stärker zu kommunizieren. Die effektivsten
Kommunikationskanäle werden von den Unternehmen ausgewählt, aber die
Unternehmen in der Türkei informieren ihre Zielgruppe nicht nur dadurch,
sondern sie werben gleichzeitig mit ihrem CSR-Engagement. Diesbezüglich
haben die Unternehmen in der Türkei aufgrund des positiven Einflusses von
11
CSR auf das Unternehmen begonnen, ihr verantwortliches Handeln gegenüber
der Gesellschaft zu inszenieren und somit hat CSR in kurzer Zeit Popularität
erlangt.
Um das CSR-Konzept und seine Bedeutung in der Türkei besser verständlich
machen zu können, werde ich in der vorliegenden Arbeit den historischen
Prozess von CSR in der Türkei näher beleuchten.
1.2 Forschungsfrage und Ziel
In der vorliegenden Arbeit wird die Entwicklung von Coporate Social
Resonsibility in der Türkei behandelt.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es zu untersuchen, was vom 20. Jahrhundert bis
heute unter „Corporate Social Responsibility“ in der Türkei zu verstehen ist, auf
welche Art und Weise CSR zustande gekommen ist und von welchen Faktoren
die Entwicklung von CSR in der Türkei abhängig ist.
Resultierend setze ich mich in dieser Arbeit mit der charakteristischen CSRWahrnehmung
in der heutigen Zeit und dem geschichtlichen Verlauf von CSR
in der Türkei auseinander. Zum Schluss werde ich versuchen, unter Beachtung
internationaler und auch europäischer Initiativen und Vereinbarungen
festzustellen, ob und in welchem Umfang man heutzutage in der Türkei von
einer modernen CSR sprechen kann oder nicht.
Ich will in meiner Arbeit die folgenden Forschungsfragen klären:
· Was versteht man unter „Corporate Social Responsibility“? Was ist
CSR und was war CSR?
· Welche Faktoren prägen die Entwicklung von CSR in der Türkei?
· Welche Maßnahmen werden in der Türkei zur Förderung von CSR
eingesetzt?
· Welches CSR-Pyramidenmodell hat die Türkei? Welches CSRVerständnis
hat die Türkei?
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1.3 Begriffsverwendung
In der vorliegenden Arbeit werden folgende Begriffe als Synonyme für
Corporate Social Responsibility verwendet werden: Corporate Responsibility,
soziale Verantwortung von Unternehmen und soziale bzw. gesellschaftliche
Unternehmensverantwortung.
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2. CORPORATE SOCIAL RESPONSIBILITY
2.1 CSR – eine Einführung
Dieses populäre Konzept bezeichnet das Engagement von Unternehmen im
Bereich der sozialen Verantwortung und „es geht um die Effekte der unternehmerischen
Handlungen auf die Mitarbeiter, die Gesellschaft, die Politik und
die Umwelt„ (Köppl/Neureiter, 2004, S. 21). Corporate Social Responsibility
basiert auf freiwilliger Übernahme von sozialen, ökologischen und
ökonomischen Verantwortungen durch Unternehmen. „Ein klarer Leitgedanken
ist, dass sich Corporate Social Responsibility mit dem strategisch geplanten,
wohlwollenden Verhalten eines Unternehmens gegenüber allen
Interessengruppen befasst, abseits von rechtlichen Zwängen und Richtlinien“
(ebenda, S. 19).
Die Übernahme sozialer Verantwortungen durch die Unternehmen wird als
„freiwilliges Verhalten“ bezeichnet. Hingegen haben die Unternehmen aufgrund
des positiven Einflusses von CSR auf das Unternehmen begonnen, ihr
verantwortliches Handeln gegenüber der Gesellschaft immer mehr zu
inszenieren. Neben wirtschaftlichen Unternehmenszielen wollen die
Unternehmen durch CSR-Maßnahmen besonders betonen, dass sie auch ihre
gesellschaftliche Verantwortung erfüllen.
Corporate Social Responsibility (CSR) ist ein wichtiger Meilenstein für
Unternehmen bei der Kommunikation mit Bezugsgruppen geworden. Im
Verhältnis mit der Öffentlichkeit werden die Unternehmen in der heutigen Zeit
als Vertreter der sozialen und ökologischen Interessen angesehen. Der
populäre Begriff „Corporate Social Responsibility“ wird heutzutage oft kritisiert,
aber CSR wird nicht einheitlich definiert und deswegen finden wir zahlreiche
Definitionen. Der Begriff „Corporate Responsibility“ wird als Verantwortung im
Hinblick auf alle entscheidenden Geschäftsaktivitäten und strategischen
Überlegungen bezüglich des beidseitigen Nutzens für Wirtschaft und
Gesellschaft verwendet. Er definiert eine ganzheitliche Managementstrategie,
die soziale, ökologische und wirtschaftliche Kriterien in der Ausgestaltung der
14
Wertschöpfungskette gleichwertig beachtet und das Ziel des langfristigen
wirtschaftlichen Erfolgs bei gleichzeitiger Wertschätzung des jeweiligen Umfelds
verfolgt (Mast/ Stehle, S. 173).
Wie auch oben betont, wird CSR sowohl als „freiwilliges Verhalten“ als auch als
„strategisches Verhalten“ definiert. Eigentlich weisen diese Definitionen auf zwei
unterschiedliche Perspektiven von CSR hin. Es wird über CSR in der
wissenschaftlichen und unternehmerischen Debatte grundlegend einerseits von
dem Einfluss der sozialen Verantwortungen der Unternehmen auf das
Gemeinwohl gesprochen, andererseits wird darauf hingewiesen, dass dieses
Verhalten eigentlich auch den strategischen Zielen der Unternehmen dient.
Diesbezüglich wird CSR zusammen mit etlichen weiteren Begriffen (Vertrauen,
Image, Reputation, Aufmerksamkeit, Loyalität, Glaubwürdigkeit) zitiert.
Zusammenfassend wird das Konzept „CSR“ neben der Übernahme von
Prinzipien, die dem Gemeinwohl dienen, auch als Weg angesehen, strategische
Ziele der Unternehmen zu erreichen. Deswegen versuchen Unternehmen heute
mehr denn je, die Aufmerksamkeit und das Vertrauen ihrer Zielgruppen zu
gewinnen, und sie möchten sich in der Öffentlichkeit sozial und verantwortlich
engagieren. Nach Köppl und Neureiter sind „Unternehmen heute der
Gesellschaft sowie den Stakeholdern (sprich den Anspruchsgruppen)
gegenüber verantwortlich für ihre Aktivitäten und Handlungen. Ökonomische,
ökologische und soziale Verantwortlichkeit bilden eine Einheit und sind eine
Messgröße für die Bewertung eines Unternehmens, weit über Image und Erfolg
der Produkte hinaus“ (Köppl/Neureiter, 2004, S. 14). Diesbezüglich hat CSR
sich heute bezüglich der Bewertung der Unternehmen fast in eine
Notwendigkeit verwandelt. Andererseits sollten die Unternehmen, die als
Vertreter der sozialen und ökologischen Interessen angesehen werden, nach
dem heutigen CSR-Verständnis eine Rolle als Bürger der Gesellschaft
übernehmen. Diese Rolle weist auf eine Managementphilosophie hin, die im
angloamerikanischen Raum „giving back to society“ genannt wird (vgl.
Köppl/Neureiter, 2004, S. 16).
15
Für den Begriff Corporate Social Responsibility (CSR) gibt es ja, wie schon
erwähnt, keine allgemein anerkannte Definition. Es ist unklar, was CSR
eigentlich ist, und CSR kann nicht als unbestritten definiert werden. Hingegen
sollte zum besseren Verständnis des Konzepts CSR eine kritische Frage
gestellt werden: „Was sollte CSR eigentlich nicht sein?“ Werden die realisierten
CSR-Aktivitäten berücksichtigt, die besonders auf die strategische Bedeutung
des Corporate Social Responsibility fokussieren, sollte noch eine andere
kritische Frage folgen: Ist CSR nur für Public Relations?
Zwischen Public Relations und Corporate Social Responsibility existiert eine
inhaltliche Nähe. Aber diese inhaltliche Nähe zwischen PR und CSR kommt
eigentlich davon, dass die Ziele von Public Relations und Corporate Social
Responsibility sich in manchen Punkten treffen. “Public Relations and CSR
have similar objectives, both disciplines are seeking to enhance the quality of
the relationship of organization among key stakeholder groups. Both disciplines
recognize that to do so makes good business sense” (Clark, zit. nach Walter,
2010, S. 40). Trotzdem ist gar CSR nicht als ein neues
Kommunikationsinstrument, sondern unternehmensstrategische Substanz (…)
und die Durchsetzung von CSR ist demnach vor allem eine Führungsaufgabe.
Die Public Relations übernimmt als institutionalisierte Grenzstelle von
Unternehmen allenfalls eine Leistungsrolle bei der CSR (Walter, 2010, S. 40).
Die Kritik zum Thema „CSR“ in der Literatur zeigt einerseits, dass CSR einen
positiven Einfluss auf Unternehmen bezüglich der Bewertung des
Unternehmens hat, andererseits wird aber betont, dass die Unternehmen rund
um die Managementphilosophie, die im angloamerikanischen Raum „giving
back to society“ genannt wird, gegenüber der Gesellschaft verantwortlich sind.
In diesem Zusammenhang – falls die Unternehmen ihr CSR-Engagement nicht
in die Führungsaufgabe integrieren und sie diese CSR-Maßnahmen nur aus
Imagegründen realisieren würden – wird CSR nur als ein PR-Trick bewertet,
abseits vom realen konzeptionellen Sinn. Zum besseren Verständnis wird der
konzeptionelle Sinn des CSR-Konzepts im folgenden Kapital näher beleuchtet.
16
2.2 Rahmen des Konzepts- Historischer Überblick
Obwohl CSR als ein neuer Begriff wahrgenommen wird, begann die wissenschaftliche
Auseinandersetzung mit dem Konzept der Corporate Social
Responsibility in den USA bereits zu Ende der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts.
Von dort stammt auch ein Großteil der Autoren, der Literatur und der
konzeptionellen Grundlagen zum Thema CSR (Schmitt, 2005, S. 6). Das
Konzept wird von Bowen erstmalig definiert und umrissen. Seine Publikation
„Social Responsibilities of the Businessmen“ wird als Geburtsstunde des
heutigen Konzepts angesehen. Bowen definiert die Verantwortungen des
Unternehmers folgendermaßen:
„It refers to the obligations of businessmen to pursue those policies, to make
those decisions, or to follow those lines of action which are desirable in terms of
the objectives and values of our society.” ( Bowen 1953, S. 6).
Diese Definition legt fest, dass sich das Verhalten der Unternehmen nach den
Erwartungen ihres gesellschaftlichen Umfelds ausprägen sollte. Mit dieser Definition
hat Bowen in den 50er Jahren auf die Bedeutung der Anpassung zwischen
der Umgebung und dem Unternehmen hingewiesen. Diese Publikation
gilt als der erste Versuch, die Beziehung zwischen dem Unternehmen und der
Gesellschaft auf konzeptioneller Basis zu beschreiben (Jonker/Stark/Tewes,
2011, S. 12). Mit diesen konzeptionellen Grundlagen von Bowen begann die
moderne Periode der CSR (vgl. Carroll 1999, S. 268). Erstmalig hatten die
sozialen Verantwortungen der Unternehmen, besonders in Bezug auf das
ethische Verhalten der Unternehmer, viel Aufmerksamkeit erhalten. Aber danach
wurde CSR aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Zwei grundlegende
Auffassungen haben diese Diskussion beherrscht. Davis und Frederick
gelten als Vertreter der einen, Friedman als Vertreter der der anderen (vgl.
Alakavuklar/Kilicaslan/Öztürk, 2009, S. 106). Zusammenfassend wurde dadurch
versucht, eine Antwort auf die Frage zu finden; mit welchem Motiv
Unternehmen sich sozial verantwortlich engagieren sollten.
17
„Im 20. Jahrhundert wurde die Frage gesellschaftlicher Verantwortung von
Unternehmen im Zuge der großen Depression von 1930 diskutiert. Der Diskussion
lagen verschiedene Auffassungen von sozialer Unternehmensverantwortung zugrunde:
Einerseits wurde von der Vorstellung ausgegangen, dass die einzige unternehmerische
Verantwortung in der Gewinnmaximierung liege und diese die Verbesserung des
Gemeinwohls bereits mit sich bringe. Die Gegenauffassung forderte ethisches
Verantwortungsbewusstsein und die Ausrichtung der Unternehmensziele auf die
Bedürfnisse der Gesellschaft, die Unternehmen erst eine Erwirtschaftung von Gewinn
ermögliche.“ (Zimmer, 2006 S. 3)
Der ökonomische Nutzen von CSR wurde dagegen erst in den 70er Jahren des
20. Jahrhunderts beschrieben (Jonker/Stark/Tewes, 2011, S. 12). Nach dem
Fokus auf den ethischen Verantwortungen der Unternehmen wurde damit
begonnen, vom ökonomischen Nutzen von CSR zu sprechen. Es wurde davon
ausgegangen, dass es primäres Ziel des Unternehmens ist, wirtschaftlich
erfolgreich zu sein. Friedman als Vertreter dieser Auffassung hat deklariert
(1970), dass es die einzige Verantwortung der Unternehmen ist, ihre Gewinne
zu maximieren. Wenn Unternehmen dieses Ziel erreichen, hätte dies direkt
einen positiven Einfluss auf deren Umfeld und das Gemeinwohl der
Gesellschaft. Nach Friedman trägen nur Personen eine Verantwortung. Das
soziale Gewissen der Unternehmen sei hingegen nur für die Schaffung von
Arbeitsplätzen, die Beseitigung der Diskriminierung und die Vermeidung von
Verschmutzung zuständig. So betrachtet umfassen Friedmans Auffassungen
auch rechtliche und ethische Verantwortungen.
Entgegen der Auffassung von Friedman hat Frederick (1960) deklariert, dass
die Unternehmen neben eigenen Zielsetzungen, die der Gewinnmaximierung
dienen, auch das Gemeinwohl berücksichtigen sollten. Frederick hat
insbesondere auf die ethischen Verantwortungen der Unternehmen fokussiert.
Gleichzeitig (1998) hat er mit seinen vier Modellen (CSR1 bis CSR4) diese
erwähnten Auffassungen bis in die späten 1990er weiterentwickelt. Mit diesen
vier Modellen ist Frederick davon ausgegangen, dass die Unternehmen als Teil
der Gesellschaft dieser gegenüber für ihre ethischen Grundsätze geradestehen
und ihre Verantwortung gegenüber der Gesellschaft wahrnehmen sollten.
18
Davis (1960) geht davon aus, dass es nicht möglich ist, dass Unternehmen sich
von ihrem Umfeld isolieren. Die Unternehmen sollten für das Gemeinwohl
Verantwortung tragen, über ihr technisches und ökonomisches Interesse
hinaus, damit sie ihre soziale Stellung nicht verlieren. Aber dennoch sollte der
bestehende soziale Einfluss von den Unternehmen nur unter Berücksichtigung
des Gemeinwohls genutzt werden. Davis hat seine Ansicht zu diesem Thema
wie folgt formuliert: „Social responsibilities of businessmen need to be
commensurate with their social power” (Davis, 1960, S. 71). In diesem
Zusammenhang sollten sie besonders bezüglich der Themen „Zufriedenheit am
Arbeitsplatz“ und „Arbeitslosigkeit“ Verantwortung übernehmen und das
Unternehmen als Teil der Gesellschaft sollte der Gemeinde bzw. ihrem Umfeld,
in dem es tätig ist, etwas zurückgeben. So kommt man auch in der heutigen
Zeit auf die mehrmals zitierte Phrase: „giving back to society“.
In den 1990er Jahren hat das CSR-Modell von Caroll, das die soziale
Verantwortung der Unternehmen in vier Bereiche einteilte, in der wissenschaftlichen
Debatte viel Aufmerksamkeit erhalten. Das umfassende Pyramidenmodell
von Caroll besteht aus vier unterschiedlichen Verantwortungsbereichen:
ökonomische, rechtliche, ethische und philanthropische Verantwortungsübernahme
(vgl. Caroll, 1991, S. 40).
Mit den zunehmenden Diskussionen über CSR wurden von etlichen Autoren
einige Modelle entwickelt, die das Konzept CSR darstellen, und es wurde
versucht zu klären, wozu das Konzept CSR eigentlich dienen sollte, für wen es
gelten sollte, was die wichtigsten Fragen in dieser Diskussion sind, welche
Verantwortungen die Unternehmen eigentlich tragen sollten und wie
Unternehmen sozial verantwortlich handeln sollen. Obwohl in den 1970er
Jahren versucht wurde, auf diese Fragen eine Antwort zu finden, gelang es
nicht, daraus einheitliche Definitionen herauszuarbeiten, und CSR wurde in den
1990er Jahren aus anderen verwandten Konzepten differenziert, wie Corporate
Social Responsiveness, Corporate Social Performance und Corporate
Citizenship. In der wissenschaftlichen Debatte setzte man sich aus vielen
Perspektiven mit der konzeptionellen Bedeutung von CSR auseinander. Das
19
nachfolgende Schema zeigt eine Zusammenfassung der Entwicklung der
wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit CSR:
1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000
First corporate
responsibility texts
New Deal and
welfare state
Nationalization
(Europe), state
enterprise (former
colonies, Communist
Bloc). Post-war
consensus (USA)
Return of business
and society debate
Shift from
responsibility of
leaders to
responsibility of
companies
Debate about nature
of responsibilities
Introduction of
stakeholder theory
Corporate
responsibility as
management
practice (e.g.
corporate social
responsiveness)
Environmental
management
20
Corporate social
performance
Stakeholder
partnerships
Business and poverty
Sustainability
Tabelle 1: Entwicklung des Konzepts Corporate Social Responsibility
Quelle: Blowfield/Murray 2011, S. 36.
In der Betriebswirtschaftlehre wurden soziale Verantwortungen von Unternehmen
erstmalig nach der industriellen Revolution diskutiert, aufgrund von
Mitarbeitern, die über harte und schlechte Arbeitsbedingungen klagten. Seinerzeit
waren religiöse oder ethische Überzeugungen das Motiv sozialer
Unternehmensverantwortung, aber auch die Furcht vor radikalen (Arbeiter-)
Bewegungen (Zimmer, 2006, S.3).
In der Folgezeit hat sich CSR wegen der radikalen (Arbeiter-)Bewegungen nicht
als freiwilliges Handeln bemerkbar gemacht, sondern hat sich in den USA mit
der Wahrnehmung gesellschaftlicher und moralischer Krisen zu entwickeln
begonnen. Im Zuge der großen Depression von 1930 wurden die Unternehmen
insbesondere bezüglich der Themen Arbeitsklima, Schaffung von Arbeitsplätzen,
Arbeitnehmereinkommen und Arbeitszeit einer Prüfung unterzogen.
Diesbezüglich waren die Übernahme der sozialen Verantwortungen und die
Erfüllung der Erwartungen der Gesellschaft in der damaligen Zeit eine Pflicht für
die Unternehmen, abseits der Diskussionen, die den Einfluss der wahrgenommenen
Verantwortungen auf die strategischen Ziele der Unternehmen
umfasst.
21
2.3 Das charakteristische CSR-Verständnis in der Türkei
CSR hat in der Türkei mit den 2000er Jahren rasch an Bedeutung gewonnen.
Auch wenn Corporate Social Responsibility im historischen Prozess in der
Türkei nicht genau mit dem heutigen konzeptionellen Sinn umgesetzt wurde,
nahm das CSR-Handeln in der Türkei, das auf Philanthropie beruht, seinen
Ausgang in einer früheren Zeit. Diesbezüglich hat sich die Kultur der
Philanthropie, die aus der osmanischen Zeit stammt, in der Umsetzung der
CSR in der Türkei bemerkbar gemacht.
Das Philanthropie-Verständnis, das mithilfe kultureller Wurzeln ausgeweitet
wurde, hat sich mit der Zeit in strategische Überlegungen verwandelt, die auch
sozialen und finanziellen Nutzen erwarten ließen (vgl. Alakavuklar, Kilicaslan,
Öztürk, S. 104). So haben die Unternehmen in der Türkei damit begonnen, das
Konzept CSR immer stärker in ihre Geschäftsstrategie zu übernehmen. Aber
dennoch stand der philanthropische Aspekt im Mittelpunkt der realisierten CSRProjekte
in der Türkei.
Obwohl in der Türkei keine staatliche Regulierung von CSR oder ein Gesetz
darüber existiert, versuchen türkische Geschäftsleute seit Langem durch
philanthropisches Handeln zum Gemeinwohl beizutragen. Die türkischen
Unternehmen führen ihre CSR-Aktivitäten, insbesondere die von Philanthropie
geleiteten, mithilfe von Stiftungen durch, die meistens von den Unternehmen
gegründet worden sind. In der Türkei wurden seit jeher gemeinnützige
Aktivitäten verfolgt, bei denen wichtige Akteure unterschiedlichster Art vertreten
sind, wie zum Beispiel Wohlfahrtsverbände, Vereine, Behörden und
Unternehmen (vgl. Alakavuklar/Kilicaslan/Öztürk, S. 104). In dieser Beziehung
haben die Stiftungskultur und Philanthropie-Kultur in der Etablierung und
Ausweitung des CSR-Engagements in der Türkei eine große Rolle gespielt und
das CSR-Verständnis entscheidend geprägt. In der osmanischen Zeit haben die
Stiftungen, die damals „Waqf“ genannt wurden, eine große Rolle für die
nachhaltige Entwicklung gespielt. Am Anfang des 19. Jahrhunderts war soziale
Solidarität in der Türkei eine Tradition und es gab mehr als 15.000 Stiftungen,
die mit diesem Ziel gegründet wurden (vgl. Ceritoglu, 2011, S. 47). Das heutige
22
CSR-Verständnis und die heutige Wahrnehmung von CSR beruhen auf diesen
Traditionen.
Mit anderen Worten lassen sich Philanthropie und Stiftungen als türkischer
Sonderweg in der Umsetzung und Etablierung von CSR verstehen.
Diesbezüglich liegt daher heute, wie bereits erwähnt, ein charakteristisches
CSR-Verständnis in der Türkei vor. Aber dennoch ist CSR ein sich ständig
veränderndes Konzept und die CSR entwickelt sich mit dem Einfluss von
manchen Faktoren sehr schnell weiter. So muss die Türkei als Beitrittskandidat
in der Folge der Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union
entsprechend den Empfehlungen des Kommissionsberichts Maßnahmen
implementieren, was dazu beiträgt, dass die Türkei besonders im Bereich der
CSR Fortschritte macht. Denn diese CSR-Implementierungen sind für türkische
Unternehmen Pflicht. Türkische Firmen sollten die Regeln der Europäischen
Union bezüglich Corporate Social Responsibility erfüllen, wenn sie im
türkischen und europäischen Markt erfolgreich mithalten wollen (vgl. Michael,
Öhlund, 2005, S. 3). Dennoch werden die folgenden Faktoren nach der
Untersuchung von UNDP als ein Grund für den Entwicklungsprozess von CSR
gezeigt (UNDP, 2008, S. 47):
1. Corporate Governance and Financing Institutions
2. Multinational Companies
3. Regulatory Bodies for CSR: Government – International Recognized Treaties
4. Civil Society Organizations
5. Media
Seit den 2000er Jahren hat CSR in der Türkei besonders wegen der
strategischen Gründe an Bedeutung gewonnen. Eine empirische Studie, die
von Kücük Yilmaz 2008 durchgeführt wurde, zeigt, dass die Unternehmen in der
Türkei sich heute mehr mit CSR-Aktivitäten beschäftigen. Laut Kücük Yilmaz
wird Corporate Social Responsibilty auf dem Weg zu einer bestimmten
Zielerreichung als Hauptgrund gesehen und CSR wird von den Unternehmen in
23
der Türkei generell als ein Thema von Public Relations und Philanthropie
betrachtet (vgl. Kücük Yilmaz, 2009, S. 146). Die Unternehmen in der Türkei
wollen, meistens aufgrund verstärkten Wettbewerbs, die Wahrnehmung ihrer
sozialen Verantwortungen zum Ausdruck bringen. Sie verwenden CSR als
Marketingmittel, um strategische Ziele (Reputation, gutes Image, Aufmerksamkeit
etc.) zu erreichen. Schließlich wurde auch bei der Untersuchung von United
Nations Development Programme (UNDP) deklariert, dass ökonomische
Gründe für die Implementierung von CSR im Vordergrund stehen:
“Finally, the CSR is widely known as a business case and considered especially on the
basis of marketing and reputation. By projects through sponsorships, many companies
and stakeholder groups are actively trying to be involved and to shape this process. On
the other hand, CSR discussions in Turkey suffer from the lack of institutional
leadership that would create a better understanding, tools and systems.” (UNDP, 2008,
S. 38).
Wie bereits erwähnt, hat das CSR-Handeln in der Türkei, im Gegensatz zu
Europa und den USA, mit freiwilligem Verhalten begonnen. Die soziale
Erwartung an Firmen entwickelte sich rund um die historische Grundphilosophie
und die soziale Verantwortung wurde als gleichwertig zu den Spenden und den
philanthropischen Aktivitäten der Firmen angesehen (vgl. Günay, Günay, 2009,
S. 1029-1030).
Es wird darauf hingewiesen, dass die Unternehmen in der Türkei generell durch
Sponsoring oder manche Aktivitäten, wie zum Bespiel das Pflanzen von
Bäumen oder die Unterstützung von Tätigkeiten im Bereich von Gesundheit,
Sport, Kunst und Kultur, dieser Verantwortung nachkommen. Die Unternehmen
setzen den Großteil dieser erwähnten Aktivitäten durch die Stiftungen um – in
Anlehnung an die Verwendung des Begriffs in der Literatur: “Waqf” –, die von
den Unternehmen begründet werden (vgl. Kaya 2008, S. 107).
Laut einer Untersuchung von Sibel Yamak hat die Implementierung von
„philanthropischen Verantwortungen“, wie sie im viel zitierten Vier-Säulen-
Modell von Carroll beschrieben worden sind, in der Türkei schon sehr früh
stattgefunden (vgl. Yamak, 2007, S. 169). Wie CSR nach dem Modell von
24
Caroll dargestellt wird, wird im folgenden Kapital besprochen. Denn dieses
Modell ist von Bedeutung für die Klärung dieses Konzepts und diese Arbeit.
2.4 Das CSR-Konzept nach Carroll
Die CSR-Pyramide von Carroll ist wohl das am öftesten diskutierte und zitierte
Modell in der Literatur und es veranschaulicht mittels einer Pyramide das
System von CSR. Dieses Modell, laut dem die soziale Verantwortung der
Unternehmen auf vier Verantwortungsbereichen beruht, hat in der
wissenschaftlichen Debatte viel Aufmerksamkeit erhalten. Mittels dieses
Modells hat Caroll die Verantwortungsbereiche der Unternehmen vergrößert
und hat neben den ökonomischen, ethischen und moralischen Verantwortungen
der Unternehmen auch auf die philanthropischen Verantwortungen
hingewiesen, die von Carroll „freiwilliges Verhalten“ genannt wird. Carroll stellt
CSR wie folgt dar:
„The social responsibility of business encompasses the economic, legal, ethical and
discretionary expectations that society has of organizations at a given point in time.”
(Carroll, 1999, S. 283).
Daraufhin nennt Carroll die vier Säulen der unternehmerischen
Verantwortungen in seinem Artikel „The Pyramid of Corporate Social
Responsibility“ ökonomische Verantwortungen, rechtliche Verantwortungen,
ethische Verantwortungen und philanthropische Verantwortungen.
25
Abbildung 1: Die CSR-Pyramide nach Carroll (Carroll, 1991, S. 42).
· Ökonomische Verantwortungen:
Die primäre Rolle des Unternehmens ist vor allem die Bereitstellung von
Produkten und die Bereitstellung von Gütern und Dienstleistungen, die
von der Gesellschaft verlangt werden, und diese Güter und
Dienstleistungen werden mit Gewinn verkauft (vgl. Caroll, 1979, S. 500).
26
Ohne die ökonomische Verantwortung könnten die Unternehmen die
folgenden Verantwortungen nicht tragen: “All other business
responsibilities are predicated upon the economic responsibility of the
firm, because without it the others become moot considerations.” (Caroll,
1991, S. 41).
· Rechtliche Verantwortungen:
Die Gesellschaft verlangt von Unternehmen nicht nur ökonomische
Verantwortungen, sondern auch, dass die Unternehmen ihre wirtschaftlichen
Projekte und Praktiken im gesetzlichen Rahmen vornehmen
sollten (vgl. Caroll, 1991, S. 41).
· Ethische Verantwortungen:
Während die ökonomischen und rechtlichen Verantwortungen für das
Unternehmen als Pflicht angesehen werden, werden die ethischen
Normen von Carroll jedoch im Rahmen von Fairness und Gerechtigkeit
bewertet. Denn die ethischen Verantwortungen sind nicht gesetzlich
verankert. Laut Carroll: “Ethical responsibilities embody those standards,
norms, or expectations that reflect a concern for what consumers,
employees, shareholders, and the community regard as fair, just, or in
keeping with the respect or protection of stakeholders' moral rights.”
(Caroll, 1991, S. 41).
· Philanthropische Verantwortungen:
Diese Verantwortungen auf der CSR-Pyramide umfassen jene Aktivitäten,
welche die Gesellschaft von Unternehmen als gute Corporate
Citizenship erwartet. Somit fördern die philanthropischen Verantwortungen,
dass die Unternehmen zum Gemeinwohl und Goodwill beitragen
27
(vgl. Caroll, 1991, S. 42). Letztendlich wird die Adaption philanthropischer
Verantwortungen erwünscht durch freiwillige Aktivitäten zur
Verbesserung des allgemeinen Wohlstandes beizutragen (vgl. Bickel,
2009, S. 20)
In diesem Zusammenhang werden die ökonomischen und rechtlichen
Verantwortungen als eine unter allen Umständen zu erfüllende Pflicht
angesehen, während die ethischen und philanthropischen Verantwortungen
aufgrund des eigenen Willen des Unternehmens als freiwilliges Verhalten
implementiert werden. Insbesondere werden philanthropische Verantwortungen,
die das höchste Ziel des Pyramidenmodells darstellen, von den Unternehmen
heutzutage häufig wahrgenommen. Auch wenn diese philanthropischen
Verantwortungen von der Gesellschaft nicht verlangt werden, werden sie doch
erwartet und Unternehmen, die philanthropische Verantwortungen übernommen
haben, werden als positiver Bestandteil der Zivilgesellschaft wahrgenommen.
Also steht die Freiwilligkeit des Engagements hier im Vordergrund. Aber
dennoch liegt in diesem Modell eine Hierarchie vor und falls Unternehmen nur
philanthropische Verantwortungen übernehmen würden, würden diese Verantwortungen
zum Sinn des Konzepts Corporate Social Responsibility im
Widerspruch stehen.
3. CSR HEUTE:
DER KONZEPTIONELLE RAHMEN DES
INTERNATIONALEN CSR-VERSTÄNDNISSES
Der konzeptionelle Sinn und das Verständnis von Corporate Social
Responsibility haben sich mit der Zeit gewandelt. Während am Anfang von den
Rollen der Unternehmern im Hinblick auf ethische oder rechtliche
Verantwortungen gesprochen wurde, wanderte der Schwerpunkt mit der Zeit
von den Verantwortungen der Unternehmer zu den unternehmerischen
Verantwortungen. In diesem Zusammenhang wird heute erwartet, dass die
28
Unternehmen als gute Bürger zum Gemeinwohl beitragen sollten und der
Gesellschaft, in der sie tätig sind, etwas zurückgeben sollten. Diesbezüglich
wurden die Verantwortungsbereiche des Unternehmens von den ersten
Anfängen bis zur Gegenwart ausgeweitet, aber dennoch werden soziale
Verantwortungen der Unternehmen mit der Hilfe mancher Vereinbarungen,
Initiativen und Leitlinien bewusst standardisiert. Wenn wir aktuelle und
internationale CSR-Definitionen und CSR-Normen beleuchten, wird uns das
ermöglichen, das heutige Verständnis von CSR zu erkennen und zu beurteilen.
3.1 Definitionen
Soziale Verantwortungen der Unternehmen werden als Corporate Social
Responsibility definiert. Der populäre Begriff „Corporate Social Responsibility“
wird heutzutage oft kritisiert, aber CSR wird nicht einheitlich definiert und je
nach Perspektive werden verschiedene CSR-Definitionen hervorgehoben. Aber
dennoch steht eine Aussage im Mittelpunkt aller Definitionen. Dies ist die, dass
Unternehmen gegenüber der Gesellschaft sowie gegenüber den Stakeholdern
verantwortlich sind. Diese Verantwortungen basieren im Wesentlichen auf drei
zentralen Säulen von Corporate Social Responsibility: Dies sind die sozialen
(gesellschaftlichen), ökonomischen und ökologischen Verantwortungsbereiche.
Köppl und Neureiter haben CSR unter Berücksichtigung dieser Verantwortungsbereiche
definiert und stellen mit diesem Ansatz die Zuständigkeiten der
Unternehmen aus der unternehmerischen Perspektive dar:
„Corporate Social Responsibility beschreibt die aktive, dem Unternehmensziel
förderliche Übernahme der gesellschaftlichen Verantwortung eines Unternehmens in
Abstimmung mit den für das Unternehmen relevanten Anspruchsgruppen
(Stakeholdern) aus der Gesellschaft. CSR basiert im Wesentlichen auf drei als
gleichwertig zu betrachtenden Säulen: der ökonomischen Verantwortung, der
ökologischen Verantwortung und der gesellschaftlichen Verantwortung.“
(Köppl/Neureiter 2004, S. 5).
29
Nach Köppl und Neureiter sind Unternehmen sowohl gegenüber der
Gesellschaft als auch gegenüber den Kunden und Mitarbeitern verantwortlich
für ihre Aktivitäten und ihr Handeln. Mittels dieses gesellschaftlichen
Engagements können die Unternehmen Glaubwürdigkeit und Vertrauen
gewinnen – bis hin zu Kundenloyalität und Markentreue. Eine andere
Verantwortung haben sie hingegen gegenüber den Mitarbeitern. Denn die
Übernahme dieser gesellschaftlichen Verantwortungen beeinflusst deren
Motivation und Leistungsfähigkeit und hat somit direkte Auswirkungen auf die
Produktivität des Unternehmens. Außerdem zählt auch die Verantwortung
gegenüber der Politik zu diesem Bereich. Denn ein gesunder Dialog zwischen
dem Unternehmen und der Politik schafft die Grundlage für Kooperation und
Zusammenarbeit zwischen diesen beiden (vgl. ebenda, S. 21).
Zum zweiten Verantwortungsbereich gehört demnach der gegenüber der
Umwelt. Insbesondere für alle Stakeholder und Investoren ist diese ökologische
Verantwortung von Bedeutung. Denn die Umweltverträglichkeit des Handelns
wird im Rahmen der Wertschöpfungskette zu einem Messkriterium (vgl.
ebenda, S. 21).
Ein weiterer Verantwortungsbereich des Unternehmens ist die wirtschaftliche
Verantwortung. Dabei handelt sich es um die Rolle der Vorstände und generell
um die wirtschaftliche Performanz des Unternehmens und dessen Bemühungen
im Hinblick auf die Arbeitsplätze (vgl. ebenda, S. 21). Diese Verantwortungsbereiche,
die von Köppl und Neureiter umrissen wurden, stellen eigentlich eine
Win-Win-Situation dar und in diesem Punkt wird CSR zur Managementstrategie.
Wie bereits erwähnt, gibt es in der Literatur keine einheitliche Begriffsbestimmung
für den Begriff CSR. Aber die in der europäischen Literatur am
häufigsten zitierte Definition stammt von der Europäischen Kommission. In der
europäischen Literatur gibt es fast eine Einheitlichkeit rund um diese
Begriffsdefinition von CSR. Nach der Definition der Europäischen Kommission
aus ihrem Grünbuch:
30
„Soziale Verantwortung der Unternehmen (Corporate Social Responsibility – CSR) ist
ein Konzept, das den Unternehmen als Grundlage dient, um auf freiwilliger Basis
soziale und ökologische Belange in ihre Unternehmenstätigkeit und in die Beziehungen
zu den Stakeholdern zu integrieren.“ (EU Komission, 2006, S. 2).
In dieser Definition stehen die wesentlichen Punkte im Vordergrund, wie folgt:
· die Freiwilligkeit
· die sozialen und ökologischen Verantwortungen
· Wechselbeziehungen mit den Stakeholdern
Die Europäische Kommission betont, dass Unternehmen dabei bewusst über
gesetzliche Mindestanforderungen hinausgehen, um gesellschaftlichen Notwendigkeiten
Rechnung zu tragen. Durch die Wahrnehmung sozialer Verantwortung
tragen Unternehmen in Partnerschaft mit ihren Stakeholdern dazu bei,
dass wirtschaftliche, soziale und ökologische Intentionen miteinander in
Übereinstimmung gebracht werden (vgl. ebenda, S. 2).Hierbei wird eigentlich
die Ansicht vertreten, dass das CSR-Engagement in die Unternehmenstätigkeit
eingebettet werden soll, damit die wirtschaftlichen Ziele des Unternehmens mit
dem Gemeinwohl verbunden werden können. Heute wird diese Situation mit
dem Begriff Win-Win umschrieben.
Der Public Relations Verband Austria (PRVA) hingegen definiert „Corporate
Social Responsibility“ als einen Ansatz, „der gesellschaftliche Beziehungen so
organisieren will, dass sich unternehmerisches Handeln aus eigenem Antrieb
und zum eigenen Vorteil an gesellschaftlichen Wertehaltungen ausrichtet“
(PRVA 2006, S. 6). Nach dem Konzept von CSR adaptieren Unternehmer und
Manager ausgehend von nachhaltigen Eigeninteressen auf freiwilliger Basis
eine umfangreiche Verantwortung, weil sie verstehen, dass der
Unternehmensprofit u. a. von guten Relationen zu den unterschiedlichen
Stakeholdern im Inneren und Äußeren eines Unternehmens sowie vom
Empfang der Kapazitäten abhängig ist. CSR soll die Reputation eines
Unternehmens und die Identifikation des Personals mit ihrem Unternehmen
31
stützen, was sich abermals auf die Produktivität und den Gewinn auswirken soll
(vgl. Hamm, 2006, S. 2).
Die Organisationen, die CSR Germany ins Leben gerufen haben, „Bundesverband
der Deutschen Industrie“ (BDI) und „Bundesvereinigung der deutschen
Arbeitgeberverbände“ (BDA), betonen in ihrer Publikation, dass eine notwendige
Voraussetzung für das gesellschaftliche Engagement von Unternehmen und
Hauptziel unternehmerischen Handelns wirtschaftlicher Erfolg ist. Nur global
wettbewerbsfähige und wirtschaftlich agile Unternehmen sind grundsätzlich in
der Lage, ihren Beitrag zur Beseitigung gesellschaftlicher Probleme zu leisten.
Unternehmen müssen vor allem geradestehen, indem sie Arbeitsplätze sichern.
Demzufolge ist ein blühendes Unternehmen der beste Garant für den Erhalt von
Arbeitsplätzen (vgl. BDI/BDA, o.J, S. 2).
Laut dem Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI) und der Bundesvereinigung
der deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) ist CSR:
„Ein Konzept gesellschaftlicher Verantwortung von Unternehmen, das die Aspekte der
Nachhaltigkeit aufnimmt und sich auf die drei Säulen Wirtschaft, Soziales und Umwelt
stützt. CSR-Initiativen sind Beiträge, die Unternehmen im Rahmen ihrer
Geschäftstätigkeit für eine zukunftsfähige Gesellschaft leisten. Sie entspringen dem
Engagement des jeweiligen Unternehmens und beruhen auf Eigeninitiative und
Eigenverantwortung.“ (BDI/ BDA, o. J., S. 2).
Hingegen hat „World Business Council for Sustainable Development“ CSR
definiert, indem man auf die Nachhaltigkeit, die Stakeholder und die Interessen
der Anspruchsgruppen fokussiert.
“Corporate social responsibility is the continuing commitment by business to behave
ethically and contribute to economic development while improving the quality of life of
the workforce and their families as well as of the local community and society at large.”
(WBCSD, 2000, S. 10).
Nach Grewe und Löffler wird unter Corporate Social Responsibility verstanden,
wie Unternehmen ihre Geschäftsprozesse gestalten, um Werte für alle
Stakeholder zu schaffen, und ihre direkte Gesellschaftsumgebung positiv beeinflussen,
ohne die natürlichen Ressourcen über das Unvermeidliche hinaus zu
32
verbrauchen (Grewe, Löffler, 2006, S. 3). Zusammenfassend stellt Corporate
Social Responsibility das verantwortungsvolle Handeln des Unternehmens dar,
das über die eigentliche Geschäftstätigkeit eines Unternehmens hinausgeht.
Wie die hier erwähnten Definitionen zeigen, wird der soziale, ökonomische und
ökologische Aspekt von CSR meistens betont. Aber während manche
Definitionen die strategische Funktion von CSR betonen, fokussieren andere
Definitionen, z. B die Definition von World Business Council for Sustainable
Development, auch auf die Interessen der Anspruchsgruppen und heben die
ökologischen und sozialen Aspekte von CSR hervor. So muss man feststellen,
dass die Begriffsbestimmung von CSR eigentlich davon abhängt, aus welcher
Perspektive das CSR-Engagement und die wirtschaftlichen Zielsetzungen des
Unternehmens in Einklang gebracht werden.
3.2 Aktuelle CSR-Konzepte, Vereinbarungen, Initiativen und
Leitlinien
Im Folgenden werden manche Initiativen vorgestellt, deren Ziel es ist, das
Konzept „CSR“ auszuweiten und zu fördern. Speziell unter der international
geläufigen Bezeichnung Corporate Social Responsibility (CSR) sind auf
unterschiedlichen Ebenen internationale Initiativen und Projekte gestartet
worden, um betriebliche Verantwortung über das rein wirtschaftliche Areal
hinaus auszustrecken (vgl. Hansen/Schrader, 2005, S. 373).
Im historischen Prozess spielten manche Organisationen, die sich mit den
Themen von CSR beschäftigen, eine große Rolle in der Entwicklung der CSR.
Diese internationalen Organisationen dienen zurzeit dazu, internationale
Standards rund um CSR zu bestimmen und zu ordnen. Diese Organisationen
versuchen, das CSR-Verständnis in der Welt zu verstärken und die Unternehmen
zu motivieren, damit sie ihre gesellschaftlichen, ökologischen und
ökonomischen Verantwortungen übernehmen. Dennoch beschäftigen sich
diese Organisationen nicht nur mit dem Thema CSR, sondern mit zusätzlichen
33
eigenen Forderungen rund um bestimmte Themen, wie z. B. soziales
Engagement, nachhaltige Entwicklung, Sicherheit in der Arbeit.
3.2.1 UN Global Compact
Der Global Compact stellt ein Konzept dar, das vom damaligen Generalsekretär
der Vereinten Nationen Kofi Annan initiiert wurde. Der Global Compact wurde
erstmals im Januar 1999 auf dem Weltwirtschaftsforum präsentiert. Seit dieser
Zeit wird Global Compact auf internationaler Ebene anerkannt und unterstützt.
„Mit rund 2.900 engagierten Unternehmen ist der Global Compact heute das
größte CSR-Netzwerk weltweit. Den teilnehmenden Unternehmen dient er in
erster Linie als Lern- und Dialogplattform sowie als Benchmarkinstrument“
(Kapp, 2008, S. 440).
Durch diese internationale Initiative wird darauf abgezielt, die Vertreter der
Privatwirtschaft mit Einrichtungen der Vereinten Nationen, Arbeitnehmern und
der Zivilgesellschaft zusammenzubringen, um universelle Sozial- und Umweltprinzipien
zu fördern (UN Global Compact, 2005, S. 4). Der Global Compact will
die Strategien und das Verhalten der Unternehmen, insbesondere der großen,
multinationalen Konzerne, im Sinne der Förderung der Themen, [die von der
Organisation festgeschrieben wurden], sowie der Menschenrechte, der
Verbesserung der Arbeits- und der Umweltbedingungen schwerpunktmäßig in
den Entwicklungs- und Schwellenländern beeinflussen (Kopp, 2008, S. 440).
Somit wird erwartet, dass die beteiligten Unternehmen die festgelegten
Prinzipien realisieren.
Die Global Compact Initiative der Vereinten Nationen stellt die weltweit größte
Initiative zu CSR und nachhaltiger Entwicklung dar. „Ziel des Global Compact
ist es, durch die Kraft gemeinsamen Handelns das gesellschaftliche
Engagement von Unternehmen zu fördern, damit die Wirtschaft zu einem Teil
der Lösung werden kann, wenn es darum geht, den Herausforderungen der
Globalisierung zu begegnen. (...) Der Global Compact ist kein Regulierungsinstrument
und dient nicht dazu, das Verhalten oder Handeln von Unternehmen
34
zu kontrollieren, etwas zu erzwingen oder zu bewerten. Vielmehr stützt er sich
auf die Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit, auf Transparenz und das
aufgeklärte Eigeninteresse von Unternehmen, Arbeitnehmerorganisationen und
Zivilgesellschaft, um die Ziele des Global Compact durch konkrete Maßnahmen
und gemeinsames Handeln zu verwirklichen“ (UN Global Compact 2005, S. 4).
Unter diesen Hauptthemen “Menschenrechte, Arbeitsnormen, Umweltschutz,
Korruptionsbekämpfung” werden die Prinzipien des Global Compact wie folgt
geordnet:
35
Menschenrechte
Prinzip 1: Unternehmen sollen den Schutz der internationalen Menschenrechte
innerhalb ihres Einflussbereiches unterstützen und achten
und
Prinzip 2: sicherstellen, dass sie sich nicht an Menschenrechtsverletzungen
mitschuldig machen
Arbeitsnormen
Prinzip 3: Unternehmen sollen die Vereinigungsfreiheit und die wirksame
Anerkennung des Rechts auf Kollektivverhandlungen wahren sowie
ferner für
Prinzip 4: die Beseitigung aller Formen der Zwangsarbeit,
Prinzip 5: die Abschaffung der Kinderarbeit und
Prinzip 6: die Beseitigung von Diskriminierung bei Anstellung und Beschäftigung
eintreten.
Umweltschutz
Prinzip 7: Unternehmen sollen im Umgang mit Umweltproblemen einen
vorsorgenden Ansatz unterstützen,
Prinzip 8: Initiativen ergreifen, um ein größeres Verantwortungsbewusstsein
für die Umwelt zu erzeugen, und
Prinzip 9: die Entwicklung und Verbreitung umweltfreundlicher Technologien
fördern.
Korruptionsbekämpfung
Prinzip 10: Unternehmen sollen gegen alle Arten der Korruption eintreten,
einschließlich Erpressung und Bestechung.
Abbildung 2: Bereiche des Global Compacts
Quelle: UN Global Compact 2005, S. 6.
36
Dieses vorgeschlagene Konzept “Global Compact” ist eine freiwillige Initiative
und aufgrund seines klaren Gefüges und seiner hohen Gesetzmäßigkeit ist der
Global Compact konzilianter als andere Initiativen und stößt global auf lebhafte
Zuneigung bei Unternehmen, NGOs und Nationalstaaten (vgl.Kopp, 2008, S.
440). Die Prinzipien des Global Compact beruhen auf einem weltweiten
Konsens:
• der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte
• der Erklärung der Internationalen Arbeitsorganisation über grundlegende
Prinzipien und Rechte bei der Arbeit
• der Rio-Erklärung über Umwelt und Entwicklung und
• dem Übereinkommen der Vereinten Nationen gegen Korruption (UN Global
Compact 2005, S. 6).
3.2.2 Global Reporting Initiative
Die Global Reporting Initiative (GRI) ist eine Non-Profit-Organisation, die
ökonomische, ökologische und soziale Leistungen einer Organisation fördert.
GRI stellt sich auf ihrer Webseite als eine gemeinnützige Multi-Stakeholder-
Stiftung dar. Diese Initiative wurde 1997 von CERES (Coalition for
Environmentally Responsible Economies) und dem Umweltprogramm der
Vereinten Nationen in den USA gestartet. Heute hat GRI ein weltweites
Netzwerk von 30.000 Personen (vgl. GRI, 2012,o.S). Ihre Ziele sind wie folgt:
• „beim Reporting im Bereich Ökonomie, Ökologie und Soziales einheitliche,
vergleichbare und hohe Standards zu realisieren
• Gestaltung und kontinuierliche Verbesserung der Reporting-Leitlinien
• Aufnahme und ständige Anpassung der Leitlinien für bestimmte (Industrie-)
Sektoren“ (Hölz, 2008, S. 516).
37
Mit einem freiwilligen Reporting rief die Global Reporting Initiative dazu auf,
dass die Unternehmen ihr Handeln an sozialen, ökologischen und ökonomischen
Prinzipien ausrichten. Indem die Unternehmen die dargelegten Prinzipien
und Indikatoren nutzen, messen sie ihre ökonomische, ökologische und soziale
Leistung (vgl. GRI, 2012,o.S). Die zentralen Aspekte der Global Reporting
Initiative Guidelines:
- „Ökonomische Kriterien: beinhalten Gehälter und Löhne, Produktivität,
Outsourcing, Forschung & Entwicklung und Ausbildung
- Ökologische Kriterien: Auswirkungen auf Wasser, Luft, Land, Artenvielfalt und
Gesundheit
- Soziale Kriterien: Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz, Arbeitsrechtsbestimmungen,
Menschenrechte, Gehälter und Arbeitsbedingungen im Rahmen
des Outsourcing“ (Köppl/Neureiter 2004, S. 27).
3.2.3 Global Marshall Plan
Hierbei handelt es sich um ein Projekt, das einen besseren weltweiten
Ordnungsrahmen, eine nachhaltige Entwicklung, die Überwindung der Armut,
den Schutz der Umwelt, Gerechtigkeit und in der Folge ein neues
Weltwirtschaftswunder fordert (vgl. Global Marshall Plan, 2012, o.S). In diesem
Rahmen hat der Global Marshall Plan bestimmte Ziele der Vereinten Nationen
aus dem Jahr 2000 vorgelegt, die als Millenniumsentwicklungsziele genannt
wurden, wobei bis zum Jahr 2015 die folgenden Ziele erreicht werden
sollen(vgl. ebenda, o.S):
- „extreme Armut und Hunger beseitigen
- Grundschulbildung für alle Kinder gewährleisten
- Gleichstellung der Frauen fördern
- Kindersterblichkeit senken
38
- Gesundheit der Mütter verbessern
- HIV/Aids, Malaria und andere Krankheiten bekämpfen
- ökologische Nachhaltigkeit gewährleisten
- eine globale Partnerschaft für Entwicklung aufbauen“ (ebenda,o.S).
Nach dem Global Marshall Plan bringt Globalisierung neben den neuen
Chancen und Vorteilen auch neue Risiken mit sich. Zur Bewältigung dieser
Probleme, wie z. B. Armutssituation, Nord-Süd-Verteilungsfragen, Migration,
Terror, Kriege, kulturelle Konflikte und Umweltkatastrophen, strebt die Initiative
“Global Marshall Plan” die Schaffung eines verbesserten und verbindlichen
globalen Rahmenwerks für die Weltwirtschaft an, das die ökonomischen
Prozesse mit Umwelt, Gesellschaft und Kultur in Einklang bringt. Dieses
Programm verfolgt seine Ziele in Zusammenarbeit mit zahlreichen
Organisationen, wie z. B.: IWF, Weltbank, WTO, ILO, UNEP und UN (vgl.
ebenda, o.S).
3.2.4 OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen
In der OECD-Erklärung über internationale Investitionen und multinationale
Unternehmen hat die OECD in „Leitsätze für multinationale Unternehmen“
einen ausführlichen Verhaltenskodex zum verantwortungsvollen Handeln von
Unternehmen festgehalten.
„Diese Leitsätze (Angaben der OECD)
· sind weltweit gültig. Sie erfassen multinationale Unternehmen aus
Mitgliedsländern unabhängig davon, wo sie ihre geschäftlichen
Aktivitäten entfalten.
· wurden unter Einbeziehung von Unternehmens- und
Arbeitnehmervertretern sowie Vertretern von Nicht-Regierungs-
Organisationen (NGOs) erarbeitet.
39
· verfügen über einen funktionierenden Umsetzungsmechanismus
sowohl in den teilnehmenden Ländern („nationale Kontaktpunkte“) als
auch auf multilateraler Ebene (im Rahmen des OECDInvestitionskomitees
CIME)“ (Köppl/Neureiter 2004, S. 29-30).
Also stellen die Leitsätze Empfehlungen für ein verantwortungsvolles unternehmerisches
Verhalten dar. Die OECD fördert die Zusammenarbeit im Bereich
der internationalen Investitionen durch ihre Erklärung über internationale
Investitionen und multinationale Unternehmen und auf diese Weise tragen ihre
Leitsätze, die von den Regierungen angenommen wurden, zu einem positiven
Investitionsklima bei (vgl. OECD, 2000, S. 6). Mit dieser Erklärung hat die
OECD darauf abgezielt, „den positiven Beitrag von Investitionen zum Gemeinwohl
zu erhöhen und eine Atmosphäre des Vertrauens zwischen Unternehmen,
Arbeitnehmern, Regierungen und der Gesellschaft als Ganzes zu schaffen“
(Köppl/Neureiter 2004, S. 29).
Die OECD-Leitsätze umfassen einige allgemeine Prinzipien, z. B. über die
ökonomischen, sozialen und ökologischen Grundelemente des Aktionsprogramms
zur Stärkung einer nachhaltigen Entwicklung, der Menschenrechte
oder guter Coporate Governance. Zusätzlich wurden in der OECD-Erklärung
einige spezielle Themen festgehalten, wie z. B. die Abschaffung der Kinderund
Zwangsarbeit, Offenlegung und Transparenz und Korruptionsbekämpfung
(vgl. OECD, 2000, S. 5-7).
Laut Köppl wurden zur Umsetzung der Leitsätze in allen teilnehmenden
Ländern „nationale Kontaktpunkte“ eingerichtet. Ihm zufolge befassen sie sich
mit der Bekanntmachung der Leitsätze, der Beantwortung von Anfragen und
auch der Behandlung von besonderen Fällen (vgl. Köppl/Neureiter 2004, S. 29),
wie zum Beispiel Verstöße von Unternehmen gegen die Richtlinien. Die OECD
versucht dadurch die Entwicklung so zu steuern, dass die Unternehmen auf
breiter Basis die festgehaltenen Prinzipien und Verhaltensstandards für eine
nachhaltige Entwicklung befolgen, wo immer sie ihre gesellschaftlichen
Aktivitäten oder ihre Investitionen entfalten.
40
3.2.5 World Business Council for Sustainable Development
Die Organisation “World Business Council for Sustainable Development”
(Weltwirtschaftsrat für Nachhaltige Entwicklung) ist die auf internationaler
Ebene älteste und politisch einflussreichste Allianz von Großunternehmen, die
sich dem Leitbild der nachhaltigen Entwicklung verschrieben haben (Kopp,
2008, S. 442). Der WBCSD und seine Beteiligten verfolgen einige Ziele, die auf
nachhaltiger Wirtschaftsentwicklung basieren. Auf diesem Weg hat die
Organisation WBCSD ihre Prinzipien rund um Wirtschaft und nachhaltige
Entwicklung festgehalten und sie versucht, dadurch die Unternehmen, die diese
festgehaltenen Prinzipien angenommen und sich zu ihnen bekannt haben, zu
steuern, damit sie ihre geschäftlichen Aktivitäten in Richtung nachhaltige
Entwicklung lenken können. Der WBCSD stellt seine Aufgabe wie folgt dar:
„Der WBCSD übernimmt auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung die
Rolle eines Katalysators. Er treibt die effiziente Nutzung von Ressourcen, die
Innovation und soziale Verantwortung von Unternehmen voran.“ (WBCSD,
2004, S. 11).
Von diesem Ausgangpunkt aus hat die Organisation WBCSD einen Rat für
Wirtschaft und Nachhaltigkeit gebildet. Dieser auch als Forum bezeichnete Rat
spielt seit 1992 eine führende Rolle bei der Förderung der Wirtschaft und im
Bereich Wirtschaft und Nachhaltigkeit (vgl. WBCSD, 2012, o.S). Durch den
WBCSD, der einen Zusammenschluss von über 120 international agierenden
Unternehmen vertritt, finden die Unternehmen eine Gelegenheit, ihre
Erfahrungen und ihr Wissen auszutauschen. Außerdem ermöglicht es dieses
Forum, Kooperationen zwischen Unternehmen, Regierungen und anderen
Stakeholdern zu entwickeln (vgl. Köppl/Neureiter 2004, S. 37).
Vor diesem Hintergrund sind die wichtigsten Ziele und strategischen Ausrichtungen
des WBCSD wie folgt:
· „Marktführerschaft: Vorreiterrolle als Berater von Unternehmen zu
Fragen der nachhaltigen Entwicklung.
41
· Strategieentwicklung: Mitarbeit bei der Entwicklung politischer Richtlinien
zur Schaffung von Rahmenbedingungen, innerhalb derer die
Unternehmen einen effektiven Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung
leisten können.
· Best Practice: Dokumentation des wirtschaftlichen Fortschritts in den
Bereichen Umwelt- und Ressourcenmanagement, sozialer
Verantwortung von Unternehmen sowie Informationsaustausch über
Best-practice-Beispiele seiner Mitgliedsunternehmen
· Globaler Wirkungskreis: Unterstützung einer nachhaltigen Zukunft für
Entwicklungs- und Schwellenländer“ (WBCSD, 2004, S. 11).
3.3 Europäische Vereinbarungen und Initiativen
Corporate Social Responsibility hat in Europa insbesondere ab den 2000er
Jahren an Bedeutung gewonnen. Zum ersten Mal mit der Lissabon-Strategie im
März 2000 wurde das Thema ganz nach oben gesetzt, Dies passierte durch die
Europäische Kommission zur wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen
Erneuerung der EU (vgl. Bertelsmann Stiftung, 2006, S. 4). Danach hat die
Europäische Kommission das Grünbuch als Ergänzung zu Lissabon
veröffentlicht. Indem die Europäische Kommission das Thema CSR auf die
europäische Agenda setzte, hat sie eine führende Rolle bei der Etablierung von
CSR übernommen und diese Vorgehensweise hat zur Umsetzung und
Entwicklung von CSR beigetragen. „Das Ziel der EU-Kommission war und ist
es, die europäische Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren,
Politikansätze zu systematisieren und europaweit eine gemeinsame CSRSprache
zu finden“ (Bertelsmann Stiftung, 2006, S. 4). Somit wurde CSR für die
Erreichung der Lissabon-Ziele und für nachhaltige Entwicklung als globales Ziel
initiiert.
Der Europäische Rat hat in Lissabon das folgende Ziel deklariert:
Ein wesentliches Ziel der Europäischen Union ist es, die EU
42
„zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der
Welt zu machen – einem Wirtschaftsraum, der fähig ist, dauerhaftes
Wirtschaftswachstum mit mehr und besseren Arbeitsplätzen und einem größeren
sozialen Zusammenhalt zu erzielen“ (EU Kommission 2001a, S. 2).
Mit der Veröffentlichung des Grünbuchs durch die Europäische Kommission
(2001) wurden viele Maßnahmen und Initiativen gestartet, um die sozialen
Verantwortungen der Unternehmen zu fördern. So versuchten die Mitgliedsländer,
sich in der Corporate Social Responsibility zu etablieren. „Hierbei greift
Europa auf einen breiten Fundus von theoretischen sowie praxisbewährten
Konzepten zu: Nachhaltiges Wirtschaften, Corporate Governance,
Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Wirtschaftsethik, Soziale Marktwirtschaft
etc.“ (Schmidpeter/Palz 2008, S. 493).
Wie bereits oben erwähnt, definiert die Europäische Kommission eine
gemeinsame Sprache und ein gemeinsames Modell, um die Vielfalt rund um
CSR zu beseitigen. Auf diese Weise – indem sie etliche Initiativen und Maßnahmen
ins Leben rief – versucht sie, einen gemeinsamen Rahmen für CSR zu
schaffen. Seit 2002 findet ein umfangreicher Kommunikations- und Dialogprozess
statt, um die Vielfalt der Ansätze und Perspektiven zu erfassen und
eine gemeinsame europäische CSR-Strategie zu entwickeln (Schmidpeter/Palz
2008, S. 499).
3.3.1 EU Multi-Stakeholder Forum on Corporate Social
Responsibility
Das EU Multi-Stakeholder Forum wurde von der EU-Kommission im Jahr 2002
gegründet und bringt europäische Arbeitgeberorganisationen, Wirtschaftsnetzwerke,
Gewerkschaften und Nicht-Regierungs-Organisationen zusammen. Die
EU-Kommission bildet dabei eine Plattform, um stärker für CSR zu sensibilisieren
und die Glaubwürdigkeit von CSR weiter zu verbessern. Auf diese Weise
verfolgt sie das Ziel, auch weiterhin die CSR-Initiativen von Stakeholdern,
einschließlich der Sozialpartner und der Nicht-Regierungs-Organisationen
43
insbesondere auf sektoraler Ebene zu fördern und zu unterstützen (EUKommission,
2006, S. 7). „Ziel des EU-Multi-Stakeholder-Dialogs ist es
insbesondere, die Transparenz der verschiedenen CSR-Praktiken zu erhöhen,
Erfahrung und gute Beispiele auszutauschen und einen europäischen Zugang
und Leitprinzipien zu entwickeln.“ (Schmidpeter/Palz 2008,S. 499).
Im EMS-Forum finden die Arbeiten auf zwei Ebenen statt. In den High Level
Meetings werden Ausrichtung, Verfahrensweisen und Agenda festgelegt und
Zwischenergebnisse zusammengeführt. Der eigentliche Erfahrungsaustausch
findet in vier Arbeitsgruppen, sogenannten „Runden Tischen“, statt. Folgende
Runde Tische wurden gebildet (Loew et al. 2004, S. 28):
· Verbesserung des Wissens über CSR und Möglichkeiten zur Erleichterung
des Erfahrungsaustauschs über erfolgreiche CSR-Praktiken
· Förderung von CSR in kleinen und mittelständischen Unternehmen
· Vielfalt, Konvergenz und Transparenz von CSR-Praxis und -Instrumenten
· Entwicklungsaspekte von CSR (ebenda, S. 28).
3.3.2 CSR-Europe
CSR-Europe ist ein führendes europäisches Netzwerk für soziale Verantwortung
der Unternehmen. Es zählt über 80 multinationale Unternehmen sowie 35
nationale Partnerorganisationen zu seinen Mitgliedern. Die Organisation wurde
1995 von führenden europäischen Unternehmern als Reaktion auf einen Appell
des Präsidenten der Europäischen Kommission Jacques Delors gegründet (vgl.
CSR Europa, 2012a). Seit der Gründung bemüht sich CSR-Europe, als führende
europäische Organisation zur Förderung der sozialen Verantwortung von
Unternehmen, die Unternehmen zu unterstützen, damit sie CSR in ihre
Geschäftstätigkeit integrieren. „Das Netzwerk will Unternehmen helfen, dadurch
44
profitables Wirtschaften, nachhaltiges Wachstum und menschlichen Fortschritt
zu erreichen“ (Kopp, 2008, S. 437).
Seit den frühen 1990er Jahren hat das Netzwerk CSR-Europe eine Schlüsselrolle
bei der Förderung des Dialogs und der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft,
Politikern und anderen Akteuren gespielt, um die CSR-Bewegung in
Europa und weltweit voranzubringen (vgl. CSR Europa, 2012b). Auf diesem
Weg sieht CSR-Europe seine Aufgabe in der Unterstützung der Mitglieder bei
dem Ziel, CSR in die Unternehmensstrategie einzubeziehen, um damit
„nachhaltiges Wachstum“ und einen „menschlichen, zukunftsweisenden
Fortschritt“ zu fördern. Als Folge seiner Tätigkeit kam es zu einer Ausdehnung
von CSR Communicating, Auditing und Reporting. Daneben hat die jahrelange
Förderung durch die EU das Netzwerk zu einem engen Dialog mit den
Kommissionsdienst¬stellen und zur Anteilnahme am Multi-Stakholder-Dialog
der EU geführt (vgl. Kopp, 2008, S. 437).
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass auch in Europa versucht wird,
ein gemeinsames CSR-Modell und eine CSR-Sprache zu bilden, indem
gemeinsame Werte festgelegt werden. Mithilfe dieser Initiative und der von ihr
eingeführten Maßnahmen wird auf eine bessere Welt, eine bessere Gesellschaft
und eine saubere Umwelt hingearbeitet. Ein gemeinsames Ziel der
europäischen Initiative und der weltweiten Organisation rund um CSR ist es, die
Öffentlichkeit und die Unternehmen für das Thema CSR zu sensibilisieren.
4. DIMENSIONEN DER SOZIALEN VERANTWORTUNG
Die sozialen Verantwortungen der Unternehmen umfassen alle Aktivitäten,
Initiativen und Maßnahmen, die für das Gemeinwohl, z. B eine bessere Gesellschaft
oder eine saubere Umwelt, realisiert werden. Aber CSR umfasst noch ein
breiteres Gebiet. Diesbezüglich werden die sozialen Verantwortungen der
Unternehmen in eine interne und eine externe Dimension unterteilt. Während
45
die interne Verantwortung von Unternehmen in erster Linie gegenüber
Arbeitnehmern besteht, betrifft die externe die Stakeholder, wie Kunden,
Behörden, Zulieferer, lokale Gemeinschaft.
4.1 Interne Dimension
Die interne Dimension der sozialen Verantwortung betrifft in erster Linie die
Arbeitnehmer und es geht um Fragen wie Investitionen in Humankapital,
Arbeitsschutz und Bewältigung des Wandels (EU-Kommission, 2001b, S. 9).
Unternehmen befassen sich mit ihren Mitarbeitern, weil diese die wichtigste und
wertvollste Ressource des Unternehmens darstellen. Wenn Mitarbeiter durch
ihre Arbeitskraft zum Unternehmenserfolg beitragen, haben sie durch das, was
sie tun, großen Einfluss auf die Art und Weise, in der die Geschäftsprozesse im
Unternehmen ablaufen. Unternehmen erreichen ihre Ziele durch die Mitarbeiter.
Das heute häufig strapazierte Thema „Motivation der Arbeitnehmer“ können
Unternehmen durch einige Maßnahmen am Arbeitsplatz behandeln – Maßnahmen
rund um ihre soziale Verantwortung. Neben einem leistungsbezogenen
Gehalt gibt es noch andere Möglichkeiten, die Motivation der Mitarbeiter positiv
zu beeinflussen: z. B. Sicherheit des Arbeitsplatzes, Einhaltung von Arbeitsschutzbestimmungen,
Kranken- oder Pensions-Zusatzversicherungen,
allgemeine Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Unternehmen, die gegenüber
ihren Mitarbeitern verantwortungsvoll handeln, können sowohl innerhalb
als auch außerhalb des Unternehmens eine nachhaltige Entwicklung
sicherstellen.
4.2 Externe Dimension
Nach den Vorstellungen der Europäischen Kommission endet die soziale
Verantwortung der Unternehmen nicht an den Werkstoren, [sondern] reicht in
die lokalen Gemeinschaften hinein und bezieht neben den Arbeitnehmern und
den Aktionären eine Vielzahl weiterer Stakeholder ein: Geschäftspartner und
46
Zulieferer, Kunden und Behörden ebenso wie den Umweltschutz vertretende
NGOs (EU-Kommission, 2001b, S. 12).
Die externe Dimension der sozialen Verantwortung sollte ernst genommen
werden, denn das Verhalten des Unternehmens, das gegenüber externen
Gruppen gezeigt wird, wird direkt mit dem Image des Unternehmen verbunden
und entscheidet über das Vertrauen gegenüber dem Unternehmen. Die externe
Dimension von CSR wird in der Praxis generell als strategischer Beitrag zum
Unternehmenserfolg gesehen und steht im Allgemeinen im Vordergrund.
Deswegen hat die externe Dimension der sozialen Verantwortung höhere
Priorität und es stehen dafür eher Mittel zur Verfügung als für die interne
Dimension. Das stellt für das Unternehmen allerdings ein Risiko dar; denn in
erster Linie sind die Mitarbeiter und ihr Verhalten nach außen ausschlaggebend
für die Popularität des Unternehmens.
In der nachfolgenden Tabelle werden die internen und externen Dimensionen
von CSR von Loew, Ankele, Braun und Clausen nach dem EU-Grünbuch
ausführlich beschrieben.
47
Die internen und externen Dimensionen von CSR
Interne Dimension von CSR Externe Dimension von CSR
Humanressourcenmanagement
(Mitarbeiter)
Lebenslanges Lernen, Nichtdiskriminierung,
Gleichbehandlung von Frauen und Männern,
Gewinn-, Kapitalbeteiligung.
Lokale Gemeinschaften (Umfeldverantwortung)
Integration der Unternehmen in das lokale
Umfeld, Steuerzahlung, Beschäftigung, Umweltbelastung,
positive freiwillige Beiträge:
Partnerschaften, Sponsoring, ...
Arbeitsschutz
Viele Fragestellungen bereits gesetzlich
geregelt, neue Herausforderungen durch Outsourcing,
externe Beschaffung. Berücksichtigung
von Arbeitsschutzfragen bei der
Beschaffung und der Beauftragung von
Fremdfirmen.
Geschäftspartner, Zulieferer und Verbraucher
„Soziale“ Verantwortung auch für Zulieferer
und deren Belegschaft, Abhängigkeit der
Zulieferer von fairen Preisen, Compliance bei
Zulieferern.
Zulieferer werden nicht nur nach Preisangebot
ausgewählt.
Bedarfsorientierung, Qualität, Sicherheit der
Produkte/Dienstleistungen, Zuverlässigkeit,
Design für alle.
Sozialverträgliche Umstrukturierung von
Unternehmen
Fusionen, Rationalisierung, Umstrukturierungen
können zu Stellenabbau, Massenentlassungen
und Betriebsschließungen führen.
Berücksichtigung der wirtschaftlichen und
sozialen Folgen für die betroffene Region.
Berücksichtigung der Interessen der Mitarbeiter.
Negative Auswirkungen mildern.
Menschenrechte
Globale Versorgungsketten, internationale
Wirtschaftstätigkeit. Relevante Normen u. a.
OECD Guidelines for Multinational
Companies, ILO-Erklärung zu grundlegenden
Prinzipien und Rechten der Arbeit. Verhalten
in Ländern, in denen Menschenrechte häufig
verletzt werden, Abkommen von Cotonou:
Kampf gegen Korruption. Freiwillige Verhaltenskodizes
der Unternehmen, EUForderung
nach einem Europäischen Verhaltenskodex.
48
Steuerung der Umwelteinwirkungen und
des Ressourcenverbrauchs
Win-Win-Potenziale durch sparsamen Ressourceneinsatz,
Unterstützung der Unternehmen
bei der Einhaltung der Rechtsvorschriften,
Belohnungsmechanismen für Vorreiterunternehmen.
IPP ist ein gutes Beispiel für die
Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und
Behörden. EMAS und ISO sind für CSR
nutzbare Konzepte.
Globaler Umweltschutz
Grenzüberschreitende Auswirkungen, Ressourcenverbrauch.
Durch IPP Umweltleistung
in der Supply Chain verbessern, Investitionen
in Drittländern, OECD Guidelines, Global
Compact, Verhaltenskodizes.
Tabelle 2: Interne und externe Dimension von CSR im EU-Grünbuch
Quelle: Loew et al., 2004, S. 27
Wie in der Tabelle deutlich gemacht wird, weisen die dargestellten Bereiche im
Grünbuch darauf hin, dass CSR von innen nach außen eine Förderung von
nachhaltiger Entwicklung in der Unternehmensführung bewirkt. Das zeigt, dass
CSR nicht nur aus strategischen Gründen sowie für das Image durchgeführt
werden sollte. Sondern CSR muss in die Unternehmensführung integriert
werden. Das heißt, dass verantwortungsvolles Handeln der Unternehmen
neben den populären Themen, wie z. B. dem Umweltschutz, auch weitere
Themen wie Arbeitsschutz, Ansprüche von Mitarbeitern, Einhaltung von
Menschenrechten usw. umfassen sollte.
5. BEGRIFFLICHE ABGRENZUNG
Um das Verhältnis von Corporate Social Responsibility zu verwandten Begriffen
zu klären, werden in diesem Teil die Begriffe Nachhaltige Entwicklung,
Corporate Citizenship und Corporate Philanthropy näher betrachtet. So wird
versucht, CSR von diesen anderen Begriffen abzugrenzen.
49
5.1 Nachhaltige Entwicklung
In der deutschsprachigen Literatur wird der Begriff „Sustainable Development“
mit dem Begriff Nachhaltige Entwicklung gleichgestellt. Seit dem
Weltklimagipfel in Rio 1992 ist nachhaltige Entwicklung eine weltweit
anerkannte und angestrebte Zukunftsvision. Die richtungsweisende Bedeutung
wurde durch die „Brundtland-Definition“ als Rahmen festgelegt (vgl. Nemec,
2001, S. 192). Durch seine Veröffentlichung im Abschlussbericht der
sogenannten Brundtland-Kommission (WCED – World Commission on
Environment and Development) wurde der Begriff definitorisch festgelegt. Nach
dieser Definition beschreibt „das Leitbild der Nachhaltigkeit eine Entwicklung,
die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige
Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können“ (Möller, 2010,
S. 42).
Infolge dieses Berichts wurde begonnen, die nachhaltige Entwicklung auf internationaler
Ebene zu diskutieren. Von der Kommission wurde zum ersten Mal
die Grundlage einer integrativen globalen Politikstrategie gelegt. „So wurden
herkömmlich als getrennt betrachtete Problembereiche wie u. a. Umweltverschmutzung
in Industrieländern, globale Hochrüstung, Schuldenkrise, Bevölkerungsentwicklung
und Wüstenausbreitung in der Dritten Welt in einem
Wirkungsgeflecht gesehen, das durch einzelne Maßnahmen nicht würde gelöst
werden können“ ( Lexikon der Nachhaltigkeit 2012, o.S).
Durch diese politische Strategie wurde versucht, die notwendigen Maßnahmen
unter Berücksichtigung der Problembereiche und Länder zu erfassen, damit
diese Probleme gelöst werden können. Auf diesem Weg wurde geplant, z. B.
die Armut in den Entwicklungsländern zu überwinden und in den
Industrieländern den materiellen Wohlstand mit der Erhaltung der Natur als
Lebensgrundlage in Einklang zu bringen (vgl. ebenda, o.S).
Der Abschlussbericht der Brundtland-Kommission „Unsere gemeinsame
Zukunft“ ist wertvoll für die internationale Debatte über Entwicklungs- und
Umweltpolitik, weil hier erstmals das Leitbild einer „nachhaltigen Entwicklung“
50
vorgestellt wurde (ebenda,o.S). Eine weitere Bedeutung dieses Berichts liegt
darin, Ökonomie und Ökologie zusammenzubringen. Hier wurden insbesondere
die Unternehmen dazu aufgefordert, verantwortungsvoll für „unsere
gemeinsame Zukunft“ zu handeln.
Es wird deutlich, dass der Begriff “Nachhaltige Entwicklung” viele Ähnlichkeiten
mit dem der Corporate Social Responsibility aufweist. Insbesondere die
Themen rund um die Umwelt zielen auch auf die Verantwortungsbereiche von
CSR hin. Daneben wird auch CSR zusätzlich unter sozialen, ökonomischen und
ökologischen Dimensionen betrachtet. Denn eine nachhaltige Entwicklung ist
nur möglich, wenn ökonomische, ökologische und soziale Aspekte gleichermaßen
berücksichtigt werden. Das Konzept „Nachhaltigkeit“ umfasst jedoch im
Gegensatz zu CSR nicht nur die Verantwortung eines Unternehmens
gegenüber seinen Stakeholdern, sondern die Verantwortung gegenüber der
gesamten Menschheit und zukünftigen Generationen (Bassen/Jastram/ Meyer
2005, S. 234).
5.2 Corporate Citizenship
In der heutigen Zeit werden die Unternehmen als Teil der Gesellschaft gesehen
und daher wird von den Unternehmen als Bürger erwartet, einige
Verantwortungen gegenüber der Gesellschaft zu übernehmen. In diesem
Zusammenhang wird der Begriff Corporate Citizenship (CC) im Deutschen mit
„unternehmerisches Bürgerengagement“ übersetzt.
Die Europäische Kommission beschreibt CC als die „Gestaltung der Gesamtheit
der Beziehungen zwischen einem Unternehmen und dessen lokalem,
nationalem und globalem Umfeld“ (EU Kommission 2001b, S. 28). Wie der
Beschreibung der EU-Kommission zu entnehmen ist, beinhaltet CC gesellschaftsbezogene
Aktivitäten eines Unternehmens und deren strategische
Ausrichtung auf Unternehmensziele. Hingegen umfasst CSR die gesellschaftliche
Verantwortung von Unternehmen in allen Bereichen der Unternehmenstätigkeit.
Dazu gehören u. a. auch der Wertschöpfungsprozess,
51
Mitarbeiter, Lieferanten und das Gemeinwesen. Daher ist CSR das wesentlich
breitere Konzept. CC kann demzufolge als ein Teil von CSR gesehen werden,
als der Teil, der sich mit der Beziehung des Unternehmens zu den lokalen
Gemeinschaften befasst (Bassen/Jastram/Meyer 2005, S. 234). Aus diesem
Grund liegt der Unterschied zwischen CSR und CC insbesondere in den
Tätigkeitsbereichen dieser zwei Konzepte.
In diesem Sinne wird CSR als Dachbegriff zu Corporate Citinzenship wahrgenommen.
„Corporate Citizenship umfasst Spenden und Sponsoring (Corporate
Giving), die Gründung von gemeinnützigen Unternehmensstiftungen (Corporate
Foundations) und ein Engagement für soziale Zwecke unter direktem Einbezug
der Mitarbeiter (Corporate Volunteering). Zu Corporate Citizenship zählen
sowohl uneigennützige Aktivitäten als auch Aktivitäten mit einem
wirtschaftlichen Eigennutz.“ (Loew et al., 2004, S. 71-72).
5.3 Corporate Philanthropy
Obwohl es anschaulicher ist, das Konzept Corporate Philanthropy von den
anderen Konzepten abzugrenzen, wird der Begriff Corporate Philanthropy hier
kurz angerissen, um klar zu machen, aus welchem Grund Corporate
Philanthropy nicht zu den Corporate Social Responsibility-Aktivitäten gezählt
werden kann.
Wie oben deutlich gemacht wurde, wird Coporate Social Responsibility als
neues Konzept angesehen. Im Gegensatz dazu ist Philanthropie kein neuer
Begriff, er stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie Menschenfreundlichkeit
(philos = Freund; anthropos = Mensch). Daraus kann man
ableiten, dass philanthropische Handlungen einen menschenfreundlichen
Nutzen für andere bewirken sollen. In diesem Sinne wird unter Philanthrop
jemand verstanden, der so handelt, dass einem anderen Menschen Gutes
wiederfährt (vgl. Schnurbein/Bethmann, 2010, S. 2). Aber dennoch stellt,
während die Philanthropie die Aktivität von Personen meint, Corporate
Philanthropy unter der Berücksichtigung von strategischen Gründen ein
52
unternehmerisches Verhalten dar. So betrachtet zielen Corporate Philanthropy
und Corporate Social Responsibility auf ähnliche Punkte.
Die Bemühungen, CSR darzustellen, stellen es aus vielen unterschiedlichen
Perspektiven dar. In diesem Sinne wird CSR weder ganz als uneigennützige
Aktivität noch ganz als wirtschaftlicher Eigennutz gesehen. Im Gegensatz zu
CSR wird Corporate Philanthropy in erster Linie als Spende für das Gemeinwohl
gesehen und wird von den Unternehmen heute generell durch Corporate
Stiftungen durchgeführt. „Unser heutiges Verständnis von Philanthropie steht in
einem größeren gesellschaftlichen Zusammenhang und ist Ausdruck gesellschaftlicher
Solidarität und bürgerschaftlichen Engagements. Darunter fallen in
erster Linie Spenden und zeitliches freiwilliges Engagement aber auch
Stiftungsgründungen oder Legate.“ (Schnurbein/Bethmann,2010, S. 3).
Im historischen Prozess wurde Philanthropie aus religiösen Gründen geübt und
in diesem Sinne waren Beweggründe für diese Spende nicht wirtschaftlicher
Eigennutz. Aber sie hat sich mit der Zeit gewandelt und entwickelt und es wurde
begonnen, die Corporate Philantropy (CP) in der heutigen Form im Zusammenhang
mit der Betriebswirtschaftslehre zunehmend zu kritisieren. Besonders wird
versucht, eine Antwort auf die Frage zu finden, aus welchen Beweggründen CP
in der heutigen Zeit stattfindet.
Die Diskussionen über CP fokussieren insbesondere auf den strategischen
Beitrag von CP zum Unternehmen. Schließlich wird die Gewinnverwendung im
Sinne der Corporate Philanthropy als strategische Investition in die Zukunftssicherung
des Unternehmens gesehen. Es wird darauf hingewiesen, dass CP
Einfluss auf den Wertschöpfungsprozess und damit auch den Prozess der
verantwortlichen Gewinnerzielung hat. Die Ursprung dieses Beitrags liegt
vielleicht auch darin, dass Corporate Philanthropy die Übernahme von
gesellschaftlicher Verantwortung durch ein Unternehmen am ehesten sichtbar
macht (vgl. Walter, 2010, S. 159). An dieser Stelle kann man sagen, dass CP in
der heutigen Zeit Ausdruck einer strategischen Bestrebung ist, die direkt auf die
Gewinnerzielung fokussiert. Im Gegensatz zu CP umfasst CSR ein breiteres
Gebiet; CSR im weiteren Sinne beinhaltet nicht nur eine strategische
53
Ausrichtung, sondern zielt beispielweise auf die Sicherheit der Mitarbeiter am
Arbeitsplatz oder auch auf ermutigende Maßnahmen zur Bildung eines
Umweltbewusstsein ab.
6. CORPORATE SOCIAL RESPONSIBILITY IN DER TÜRKEI
Coporate Social Responsibility ist für die Unternehmen in der Türkei kein neuer
Weg, für eine bessere Gesellschaft oder Umwelt auf verschiedene Weise
Verantwortung zu übernehmen und dadurch Wertschätzung in der Gesellschaft
zu erlangen. CSR entstand in der Türkei aus Philanthropiekultur, wobei
religiöse und kulturelle Eigenheiten diesen Prozess geprägt haben (vgl. Demir,
2009, S. 52). Obwohl es heute in der Türkei keine direkte rechtliche Verpflichtung
bezüglich CSR gibt, hat sich CSR schnell entwickelt. Der wichtigste Grund
für die schnelle Entwicklung der CSR in der Türkei ist die erwähnte Philanthropiekultur.
Auch heute arbeiten viele Unternehmen in der Türkei weiter
daran, ihre Wohltätigkeiten im Sinne von CSR mittels eigens gegründeter
Stiftungen durchzuführen.
Wie in der vorliegende Arbeit deutlich gemacht wird, stammen die ersten
Beispiele für CSR aus den USA und mit dem Einfluss mancher Faktoren hat
sich CSR mit der Zeit in der ganzen Welt verbreitet. Für die weltweite Entwicklung
von CSR werden besonders die radikalen (Arbeiter-)Bewegungen nach der
industriellen Revolution als Grund genannt. Durch diese sozialen Bewegungen
wurde in Europa und in den USA die Beschäftigung mit Corporate Social
Responsibility verstärkt.
Laut der Untersuchung, die von UNDP (United Nations Development
Programme) 2008 in der Türkei durchgeführt wurde, war CSR in der Türkei am
Anfang des Prozesses vom freiwilligen Verhalten der Unternehmen geprägt;
“The experience of the philanthropic stage of CSR in Turkey goes back to the Ottoman
times. In the Ottoman era, the “waqf” (foundation) was the premier institutional
mechanism for philanthropic provision of public services such as education, health and
social security. Today, most family owned conglomerates in Turkey have an associated
54
Waqf. In this sense, the public demand from the companies is shaped within the
historical “waqf” philosophy and social responsibility identical to donations and
philanthropic actions of the companies.” (UNDP, 2008, S. 43).
Aus diesem Zitat geht hervor, dass das CSR-Handeln in der Türkei, im Gegensatz
zu Europa und den USA, mit freiwilligem Verhalten begonnen hat. Denn
der Ursprung von CSR in der Türkei geht auf philanthropische Aktivitäten
zurück, welche abhängig von traditionellen und religiösen Wurzeln in der Türkei
seit ältester Zeit existieren und somit Teil der türkischen Kultur sind. Waqf
genannte Stiftungen ermöglichten gemeinnützige Aktivitäten und nahmen als
eine osmanische Tradition einen wichtigen Platz zur Implementierung von
gemeinnützigen Aktivitäten ein. Aus diesem Grund hatte die Philanthropiekultur
auf die heutige Wahrnehmung von CSR einen großen Einfluss.
Die philanthropischen Aktivitäten in der Türkei existierten also ständig und
waren z. B. als Stiftungen, gemeinnützige Vereine, öffentliche Einrichtungen,
Unternehmen und wichtige Akteure vertreten. Aber das erwähnte Philanthropie-
Verständnis hat sich mit der Zeit durch die Einführung strategischer
Überlegungen geändert, die davon sozialen und finanziellen Nutzen erwarteten
(vgl. Alakavuklar, Kilicaslan, Oztürk, S. 104). In der heutigen Zeit werden die
Aktivitäten in der Türkei, die im Wesentlichen nicht unter CSR fallen, trotzdem
als CSR-Kampagne lanciert. Türkische Unternehmen, die ihre geschäftliche
Tätigkeiten unter Beachtung von ethischen und globalen Werten durchführen,
bezeichnen das bereits als CSR (vgl. Aydede, 2007, S. 11).
Ebenfalls eine falsche Etikettierung stellt es dar, dass Kampagnen, die im
Wesentlichen der Public Relations dienen, unter CSR vorgestellt werden. Diese
CSR-Kampagnen werden wie PR-Kampagnen durchgeführt und es ist sehr
schwer, diese Kampagnen von PR-Kampagnen zu unterscheiden. In der letzten
Zeit versuchen zahlreiche Unternehmen in der Türkei wegen der strategischen
Kraft von CSR-Kampagnen durch sie stärker mit der Bevölkerung zu kommunizieren.
Wenn Unternehmen diese Kampagnen entwickeln, teilen sie
Informationen über ihr CSR-Engagement durch ihre Corporate Website, TVWerbung
und andere Massenkommunikationsmöglichkeiten mit. Generell
55
werden von den Unternehmen möglichst effektive Kommunikationskanäle
ausgewählt. Dadurch wird die Zielgruppe des jeweiligen Unternehmens aber
nicht nur informiert, sondern auch durch das CSR-Engagement in Verbindung
mit dem Unternehmen gebracht. Die Unternehmen entwickeln diese Kampagne
und versuchen auf diesem Weg, ihr CSR-Engagement in der Öffentlichkeit
bekannter zu machen und so Akzeptanz, ein gutes Image und Vertrauen zu
erreichen. In der Türkei werden diese sozialen Kampagnen unter Corporate
Social Responsibility behandelt und als „erfolgreiche CSR-Kampagnen“
ausgewertet.
Wie bereits erwähnt, hat CSR seit den 2000er Jahren in der Türkei besonders
aus strategischen Gründen an Bedeutung gewonnen. Laut Kücük Yilmaz wird
Corporate Social Responsibilty als Hauptfaktor gesehen, um ein bestimmtes
Ziel zu erreichen, und CSR wird von den Unternehmen in der Türkei generell
als ein Thema von PR und Philanthropie betrachtet (vgl. Kucuk Yilmaz, 2009, S.
146). Auch bei der Untersuchung von CSR in Europa wird erläutert, dass CSR
als Business Case bekannt ist und dass CSR hauptsächlich auf der Basis von
Marketing und Reputation betrachtet wird (vgl. UNDP, 2008, S.39).
Diesbezüglich wird bei der Untersuchung betont, dass die Unternehmen in der
Türkei ihre CSR-Aktivitäten meistens aufgrund verstärkten Wettbewerbs
durchführen wollen und dass es in der Türkei keine institutionelle Führung gibt,
die ein besseres Verständnis, passende Werkzeuge oder Systeme schaffen
würde (vgl.ebenda, S. 38).
Wie bereits deutlich gemacht wurde, hat dieses Thema in der letzten Zeit in der
Betriebswirtschaftslehre an Bedeutung gewonnen. Aber daneben wurde dieses
Thema, als populäres Thema, auch von vielen Autoren in ihrer wissenschaftlichen
Arbeit behandelt. Nach der Untersuchung von Sibel Yamak, die sich auf
die konzeptionelle Bedeutung und Entwicklung der CSR in der Türkei fokussierte,
begann die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Konzept der
Corporate Social Responsibility in der Türkei in den 1960er Jahren.
56
In den 1970er Jahren wurden Arbeiten über Themen wie die Verantwortungen
der Unternehmer, die Verantwortungen gegenüber den Mitarbeitern, den
Konsumenten und der Umwelt und über das ethische Handeln der Unternehmen
verfasst. Im Gegensatz dazu zielten die Arbeiten in den 1980er Jahren
darauf ab, das Konzept CSR zu definieren (vgl. Yamak 2007, S. 189). In den
1990er Jahren gewann das Konzept CSR an Bedeutung und von den 1990er
Jahren bis zu den 2000ern wurden die Themen „Soziale Verantwortung und
Arbeitsmoral“ umfassend behandelt (vgl.ebenda, S. 191-193).
In den 2000er Jahren hat sich die Zahl solcher Arbeiten zusehends vermehrt. In
den erwähnten Studien wird auch das Verhältnis der Unternehmen zu den
Stakeholdern und NGOs rund um gesellschaftliche Verantwortungen maßgeblich
behandelt. Doch der größte Teil der wissenschaftlichen Arbeit in der
heutigen Zeit basiert auf dem Verhältnis von CSR zu den folgenden Themen:
Marken, Markenloyalität, Corporate Image, Corporate Reputation, Konsumverhalten,
Corporate Marketing und Public Relations. So wie es heute in der
Betriebswirtschaftslehre diskutiert wird, wird der strategische Einfluss von CSR
auf Unternehmen heute auch in wissenschaftlichen Arbeiten oft behandelt und
diskutiert.
6.1 Philanthropie und Stiftungskultur als türkische Tradition
Das Verhältnis zwischen Philanthropie und Corporate Social Responsibility ist
in der vorliegenden Arbeit von besonderer Bedeutung. Wie bereits erwähnt
wurde, werden philanthropische Aktivitäten und Spenden in der Türkei als CSR
betrachtet. Trotz des engen Verhältnisses zwischen beiden Begriffen sind auch
wichtige Unterschiede zwischen Philanthropie und CSR vorhanden. Nach der
modernen Managementphilosophie stellt CSR einen Wert dar, der sich in einer
Unternehmensstrategie integriert, während es bei der Philanthropie um die
realisierten gemeinnützigen Aktivitäten geht und deren Einfluss auf den
geschäftlichen Erwerb dabei ausgenommen wird (vgl. Yazar, 2009, S. 145). Im
Gegensatz zu diesem erwähnten Verständnis werden die heutigen philan57
thropischen Aktivitäten in der Türkei aus strategischen Gründen implementiert.
Das reflektiert daher das neue Philanthropie- und CSR-Verständnis.
In diesem Sinne ist diese Philanthropiekultur, die aus osmanischer Zeit kommt,
und die Stiftungskultur, die die Implementierung und Förderung dieser Wohltätigkeiten
ermöglicht, Gegenstand der vorliegenden Arbeit.
Auch wenn Philanthropie heute mit einigen modernen Begriffen, wie z. B.
Corporate Social Responsibility, Corporate Philanthropie, so oft zitiert wird, geht
Philanthropie auf älteste Zeit zurück. Wir können eigentlich sagen, dass seit der
Existenz von Barmherzigkeit, die eine menschliche Eigenschaft ist, philanthropische
Aktivitäten durchgeführt werden. Diesbezüglich basiert dieses
Konzept stark auf der Bindungswirkung von kulturellen und religiösen
Eigenschaften und traditionellen Wurzeln.
In der Ideengeschichte wurde der Begriff der Philanthropie vielfältig verwendet.
Es wurde im historischen Prozess mehrmals diskutiert, was Philanthropie
umfasst und wer dazu fähig ist. Philosophen sind davon ausgegangen, dass nur
wenige außergewöhnliche Menschen über einen philanthropischen Charakter
verfügen. Andere Philosophen sahen Philanthropie als ein Resultat höchster
Bildung und Erziehung und fügten dem Begriff somit eine pädagogische
Komponente hinzu. Zusammenfassend wurde Philanthropie lange als eine
Eigenschaft oder Handlung verstanden und diese Handlung wurde als eine
Beschäftigung von Eliten gesehen, die durch sie ihre besondere gesellschaftliche
Stellung festigen konnten. Im Gegensatz dazu steht das heutige
Verständnis von Philanthropie in einem größeren gesellschaftlichen Zusammenhang
und ist Ausdruck gesellschaftlicher Solidarität und bürgerschaftlichen
Engagements (vgl. Schnurbein/ Bethmann, 2010, S. 2-3).
Die älteste Form der Philanthropie in diesem Sinne ist die barmherzige
Wohltätigkeit. Bis vor 150 Jahren bestand Philanthropie vor allem aus der
Almosenspende, mit der der Not leidenden, armen Bevölkerung geholfen
werden sollte. Almosen waren Ausdruck christlicher Nächstenliebe und daher
Teil des eigenen religiösen Heilsstrebens. Aber im Lauf der Zeit hat sich das
58
Verständnis von Philanthropie immer wieder konzeptionell gewandelt und
entwickelt (Schnurbein/ Bethmann, 2010, S. 3).
Philanthropie wird immer insbesondere mit religiösen und traditionellen
Konzepten verbunden. Das Verhältnis zwischen Philanthropie und traditionellen
religiösen Wurzeln gilt auch für die Türkei. In diesem Sinne ist in der Türkei ein
charakteristisches Philanthropieverständnis vorhanden, das von unterschiedlichen
Faktoren geprägt wurde. Vor allem der Islam spielte in der Entwicklung
des Philanthropieverständnisses eine große Rolle, denn Philanthropie nahm
einen wichtigen Platz in der muslimischen Gesellschaft ein. Im heiligen Buch
der Muslime, dem Koran, haben Gebete und Spenden gleiche Wichtigkeit und
es wird den Muslimen gesagt, sie sollen für gute Menschen spenden, wie z. B.
für die Eltern, Angehörige, Waisen, Bedürftige und Reisende. In diesem Sinne
leitet der Islam seine Gläubigen an, für wohltätige Zwecke zu spenden, wobei
ein gewisser Teil obligatorisch ist, darüber Hinausgehendes ist freiwillig (vgl.
Syed, 2005, S. 30).
In der osmanischen Zeit besaßen die Stiftungen ganz besondere Bedeutung.
Diese Organisationen, die „Waqf“ genannt wurden, spielten eine wichtige Rolle
in der nachhaltigen Entwicklung im Land. Auf osmanischem Gebiet war „Waqf“
die wichtigste gemeinnützige Institution und Wohltätigkeitsorganisation. Durch
diese Organisationen konnten die Spenden nach dem gesellschaftlichen
Bedürfnis planvoll und ordentlich verteilt werden. Auf diese Weise erfüllten
diese Organisationen, die aus unterschiedlichen Gründen gebildet wurden und
unterschiedlichen Zwecken gewidmet waren, gesellschaftliche Bedürfnisse.
Im Jahre 1546 zielten die vielen in Istanbul gegründeten Waqfs darauf ab, das
Humankapital zu verbessern, Eigentumsrechte zu schützen, älteren Menschen
und Patienten zu helfen und Brücken, Straßen, Brunnen, Zisternen und
Bibliotheken aufzubauen bzw. zu vermehren und diese Einstellung an allen
osmanischen Orten zu verbreiten (vgl. Carikci et al., o. J., S. 3). Am Anfang des
19. Jahrhunderts war soziale Solidarität in der Türkei eine Tradition und es gab
mehr als 15.000 Stiftungen, die sich auf dieses Ziel beriefen (vgl. Ceritoglu,
2011, S. 47).
59
Insbesondere spielte das Philanthropieverständnis, das von religiösen Gründen
getragen wurde, im bürgerschaftlichen Engagement eine große Rolle.
Diesbezüglich nahm die Stiftung, die mit bestimmtem Motiv, wie z. B. Beitrag
zum Gemeinwohl oder zur Festlegung mancher Regeln im Arbeitsleben, oder
aus anderen Gründen gegründet wurde, einen wichtigen Platz bei der
Entwicklung von Philanthropie und der nachfolgenden Entwicklung von
Corporate Social Responsibility ein.
6.2 Die zunehmende Bedeutung von CSR
Der populäre Begriff „Corporate Social Responsibility“ wird heutzutage oft
kritisiert, denn CSR wird von zahlreichen Unternehmen als ein Wettbewerbsvorteil
angesehen. Corporate Social Responsibility hat im wirtschaftlichen
Wettbewerb in der ganzen Welt sowohl gesellschaftspolitisch als auch
unternehmenspraktisch zunehmend an Bedeutung gewonnen.
Aufgrund dieser weltweiten Bedeutung haben auch die türkischen Unternehmen
begonnen, ihre Verantwortungen gegenüber der Gesellschaft aufzuzeigen. Die
Unternehmen versuchen, sich in der Öffentlichkeit sozialbewusst und verantwortlich
zu engagieren, insbesondere seit den 2000er Jahren.
Die strategische Kraft von CSR wurde auch in der Türkei sehr schnell
verstanden und deswegen hat sich die Adaptation von CSR sehr schnell
entwickelt. Vor allem wurde CSR von Unternehmen in der Türkei im Sinne der
Kommunikation mit Bezugsgruppen als eine strategische Kraft und als ein
Vorteil gesehen. Seit Beginn dieses Prozesses wurde CSR – im Gegensatz zur
realen Bedeutung – aber häufig auch nur als kurzzeitige Strategie und PR-Trick
eingeschätzt. Unter Einfluss dieser Einschätzung haben die Unternehmen
begonnen, sehr oft CSR-Kampagnen oder soziale Kampagnen durchzuführen.
Durch dieses Verständnis von CSR hat es sich zu einem Modeschlagwort
gewandelt und mit der Zeit zunehmend an Wichtigkeit gewonnen.
60
Auch wenn CSR in der Türkei als eine strategische Kraft gesehen wird, wurde
in unserer Zeit begonnen, CSR als eine obligatorische Verantwortung wahrzunehmen.
Insbesondere seit den Beitrittsverhandlungen der Türkei mit der
Europäischen Union hat CSR sich fast in eine Pflicht verwandelt, weil CSR für
die Unternehmen in der Türkei nicht mehr nur ein freiwilliges Verhalten ist. Vom
Standpunkt internationalen Wettbewerbsfähigkeit aus werden sich nicht im
Sinne der CSR engagierende Unternehmen sogar als wachstumshemmender
Faktor gesehen.
Zusätzlich sind die Unternehmen in den 2000er Jahren aufgrund der Popularität
des Begriffs CSR immer stärker mit der Erwartung der Gesellschaft konfrontiert,
was zu weiteren Entwicklungen in diesem Prozess führte. Viele Untersuchungen
haben bewiesen, dass die türkische Gesellschaft heute nunmehr
von den Unternehmen verlangt, CSR-Maßnahmen für eine bessere Gesellschaft
und eine bessere Umwelt durchzuführen. Im Jahr 2000 wurde eine
Untersuchung über die CSR-Wahrnehmung in der Türkei vom Capital Business
Magazine durchgeführt. Laut der Untersuchung glauben 65 % der türkischen
Bevölkerung, dass die Unternehmen mit CSR-Aktivitäten beschäftigt sind, und
die Gesellschaft hat angedeutet, dass die Unternehmen das Thema Bildung
vorrangig unterstützen sollten. Weitere wichtige Themen für die türkische
Gesellschaft sind Gesundheit, Umwelt, Gewalt in der Familie und Frauenrechte
(vgl. CSR Europa, 2009, S. 56).
6.3 Der Einfluss von manchen Faktoren auf die Ausprägung
des türkischen CSR-Verständnisses
Die Faktoren, die das CSR-Verständnis in der Türkei geprägt haben, können in
die folgenden Punkte unterteilt werden:
· Corporate Governance
· Multinationale Unternehmen
61
· International anerkannte Verträge – rechtliche Ordnungen
· Religiöse und kulturelle Merkmale
· Civil Society Organizations
6.3.1 Corporate Governance
Corporate Governance ist ein neuer Begriff für das CSR-Verständnis in der
Türkei. Weltweit hat CG mit der Darstellung im Kodex der OECD an Bedeutung
gewonnen. Nach dieser Definition wird unter Corporate Governance „die
Gestaltung der Gesamtheit der Beziehungen zwischen dem Management, dem
Aufsichtsrat, den Anteilseignern und den anderen Stakeholdern eines Unternehmens“
verstanden (EU Kommission 2001b, S. 28). Außerdem gibt CG „auch
eine Struktur vor, in deren Rahmen die Unternehmensziele, die Mittel zur
Erreichung dieser Ziele und die Überwachung der Unternehmensleistung
festgelegt bzw. geregelt werden“ (EU Kommission 2001b, S. 28).
In diesem Sinne geht es bei der Corporate Governance (auch Unternehmensverfassung
genannt) um die Mängelhaftung einer für sich bestehenden, wertund
erfolgsorientierten Managements und um die Sicherung und die
Komparation des Unternehmenswertes. Hierzu umfasst dieser Begriff auch
Entscheidungsmaßstäbe und Verhaltenspflichten für Unternehmensorgane,
Unternehmensstrukturen und die wechselseitigen Verhältnisse der
Unternehmen zu ihren Aktionären und zu den anderen Anspruchsgruppen (vgl.
Schwalbach, Schwerk, 2008, S. 71).
Die wichtigsten Regeln für Corporate Governance in der Türkei entstanden aus
den Entscheidungen von Kapitalmarktausschuss, Handelsgesetz und
Effektenbörse. Die Prinzipien von Corporate Governance wurden 2003 erstmals
vom Kapitalmarktausschuss (SPK) bekannt gegeben, der in der Türkei die
Leitung und Überwachung der Geldmärkte gewährleistet, indem auf die
Prinzipien der OECD bezüglich Corporate Governance geachtet wird. Der
Kapitalmarktausschuss zielt somit darauf ab, die Aktiengesellschaften zum
62
Thema von Corporate Governance anzuleiten und somit in der Türkei rund um
CG Leadership zu übernehmen (vgl. Özturk, 2009, S. 69). Der
Kapitalmarktausschuss ist für die türkischen Unternehmen zwingender Grund
für die Durchführung der Prinzipien bezüglich Corporate Governance. Falls die
Unternehmen diese Prinzipien nicht implementieren würden, müssten sie
begründen, aus welchem Grund sie diese Prinzipien nicht implementieren (vgl.
UNDP, 2008, S. 47).
Wie bereits erwähnt, ist CG für die Türkei ein neuer Begriff und deswegen ist es
sehr schwer, von der Existenz einer „guten“ Corporate Governance in der
Türkei zu sprechen. Das hängt laut Bericht von UNDP im Wesentlichen damit
zusammen, dass viele Unternehmen in der Türkei Familienunternehmen sind
(vgl. UNDP, 2008, S. 47). Aber der Zusammenhang zwischen CG und CSR ist
von Bedeutung. Denn „gute Corporate Governance fördert den
Unternehmenserfolg und die gesellschaftliche Verantwortung des
Unternehmens ist ein integraler Bestandteil guter Corporate Governance
„(Schwalbach, Schwerk, 2008, S. 83).
6.3.2 Multinationale Unternehmen
Multinationale Unternehmen haben auf die rasante Entwicklung von CSR im
Vergleich zu anderen Faktoren noch größeren Einfluss. Laut Bericht von UNDP
hängt das mit folgenden Punkten zusammen:
„MNCs mostly have group wide strategies for CSR, as the drivers such as corporate
governance structures, investors and NGOs are putting more pressure on MNCs.
Therefore, with greater scrutiny over them, the CSR practices as well as the
experiences are often more advanced and more deeply integrated into the core
business.” (UNDP, 2008, S. 48).
Da die multinationalen Unternehmen die Gesetze in ihren Ländern achten
müssen, implementieren sie ihre geschäftlichen Tätigkeiten auch in der Türkei
nach diesen Standards (vgl. Ersöz, 2007, S. 83). Deswegen werden multinationale
Unternehmen für die schnelle Entwicklung der CSR in der Türkei als
63
wichtiger Grund genannt und sie spielen daher eine wichtige Rolle bei der
Schaffung von CSR-Möglichkeiten und bei der Überwachung von CSRAktivitäten
(vg. UNDP, S. 48).
Multinationale Unternehmen implementieren ihre CSR-Aktivitäten generell rund
um die Themen Kinder, Bildungs- und Gesundheitswesen, Freiwilligenarbeit,
Unterstützung von NGO-Aktivitäten und Partnerschaften mit Regierungsbehörden
(vgl. ebenda, S. 48).
6.3.3 International anerkannte Verträge – rechtliche Ordnungen
Auch wenn heutzutage zunehmend darüber diskutiert wird, ob CSR eine Pflicht
oder ein freiwilliges Verhalten für Unternehmen ist, hat sich CSR mit der Zeit
gleichwohl für Unternehmen zu einer Pflicht gewandelt. Denn das Gebiet der
CSR wird in der Welt heute von international anerkannten Verträgen und
rechtlichen Ordnungen geregelt. Auch aufgrund der anderen Faktoren, die oben
genannt wurden, konnten die Unternehmen die CSR nicht außer Betracht
lassen.
Im Gegensatz zur weltweiten Entwicklung liegt in der Türkei noch kein Gesetz,
nicht einmal eine Verordnung bezüglich der CSR vor. Die Definition von CSR
oder CSR als ein Begriff wurde in die Dokumente der türkischen Regierung
nicht aufgenommen. Die Definition von sozialer Verantwortung befindet sich im
2. Teil/5. Ziffer der Verordnung der Staatsaufsicht. Bei dieser Verordnung wird
soziale Verantwortung als Transparenz, Glaubwürdigkeit, Unparteilichkeit,
Schutz der Menschenrechte und die Anwendung dieser Prinzipien und
Praktiken erwähnt (vgl. Ersöz, 2007, S. 81).
Laut Bericht der UNDP existiert kein Gesetz speziell bezüglich CSR, aber
gleichwohl beinhaltet die Verfassung die Angelegenheiten bezüglich der
Beschäftigungslage von Behinderten und des Verbraucherschutzes (vgl. UNDP,
2008, S. 49). Die anderen sind wie folgt:
1. Public Procurement Law No. 4734
64
2. Environment Law No. 2872
3. Union Law No. 2821
4. Declaration of Wealth, to combat against Bribery and Corruption Law
No. 3628
5. The Banking Law No. 5411
6. Renewable Energy Law No. 5346 (ebenda, S. 49).
Außerdem spielen international anerkannte Verträge bei der Festlegung der
CSR-Prinzipien in der Türkei eine große Rolle. Einige dieser Verträge und
Konventionen sind: Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, Übereinkommen
über die Rechte des Kindes, OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen,
Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation wie etwa die
Gleichheit des Entgelts (1951), Diskriminierung (Beschäftigung und Beruf)
(1958), Schlimmste Formen der Kinderarbeit (1999), Recht auf Zusammenschluss
und Kollektivverhandlungen (1949) (vgl. ebenda, S. 49).
Zusammenfassend gibt es kein Gesetz bezüglich CSR in der Türkei. Aber in
der letzten Zeit wird mit dem Einsatz von CSR-Turkey versucht, in der neuen
Verfassung der Türkei ein Gesetz oder eine Verordnung bezüglich CSR zu
implementieren (vgl. CSR-Turkey, 2012a, o. S.).
6.3.4 Religiöse und kulturelle Merkmale
In der vorliegenden Arbeit wird davon ausgegangen, dass der Ursprung von
CSR in der Türkei auf den philanthropischen Aktivitäten beruht und auch die
Religion als entscheidender Faktor bei der Implementierung dieser Aktivitäten
eine wichtige Rolle spielt. In der Philanthropiekultur, die aus osmanischer Zeit
stammt, hatten die reichen Osmanen die Stiftungen (Waqfs) hauptsächlich mit
religiösen Motivationen gegründet. Denn es wurde erwartet, durch die Spende
im Zusammenhang mit philanthropischen Aktivitäten Gottes Gnade zu erhalten,
und es wurde gehofft, dass die Gesellschaft sich dadurch verbessern würde.
65
Philanthropie als ein Teil der Religiosität wird aus diesem Grund als ein
wichtiger Weg zum Erwerb von Gottes Gnade gesehen (vgl. Alakavuklar,
Kilicarslan, Öztürk, 2009, S. 112).
Denn die Spende ist für den Muslim sowohl obligatorisches als auch freiwilliges
Verhalten. Nach dem Islam ist „Zakat“ als obligatorisches Verhalten für Muslime
die Pflicht, jährlich 2,5 Prozent ihres ganzen Besitzes zu spenden, wobei außer
Geld auch Land, Erzeugnisse, Vieh, Edelmetall usw. darunter fallen (vgl. Syed,
2005, S.30) „Wenn Zakat nicht gezahlt wird, bleiben Besitz und Einkommen
unrein und sind somit für den Verbrauch ungeeignet. Zusätzlich zu diesem
obligatorischen Geben gibt es andere Formen von Philanthropie, die freiwillig
sind und die als ein „Darlehen“ an Gott aufgefasst werden.“ (ebenda, S.30) In
diesem Sinne umfasst Sadaka als ein freiwilliges Verhalten zwei Kategorien.
„Eine ist vorübergehend, was bedeutet, dass den Bedürftigen etwas zur
vorübergehenden Abhilfe gegeben wird. Die andere Art ist Sadaka Dscharija,
welches der Gemeinde über den Zeitpunkt der Spende hinaus weiterhin von
Nutzen ist. Wenn zum Beispiel jemand einen Brunnen gräbt, wird dieser der
Gemeinde kontinuierlich dienen“ (ebenda, S. 30). Zu dieser Art wird
beispielsweise auch der Beitrag durch eine Spende zum Aufbau einer Schule
oder eines Krankenhauses gezählt. Der wichtigste Gedanke dieser Kategorie ist
also, dass die gegebene Spende dem Gemeinwohl kontinuierlich dient.
Diesbezüglich stimmen dieses erwähnte Verständnis im Islam und das CSRVerständnis
der heutigen Zeit konzeptionell fast überein. Der wichtigste
Unterschied zwischen beiden Verständnissen ist dennoch das Ziel der erfüllten
Verantwortungen.
An dieser Stelle setzt der Islam Grenzen bezüglich dieses Themas. Diese
Begrenzung besagt, dass die erfüllten Wohltätigkeiten unbedingt ein Geheimnis
bleiben sollen. Denn in osmanischer Zeit durften Spender und Unterstützungsempfänger
nie klar genannt werden. Zu akzeptieren, dass dieses Geheimnis
bekannt gegeben wird, war im Gegensatz zum heutigen Verständnis sowohl
religiös als auch kulturell nicht möglich (vgl. Alakavuklar, Kilicarslan, Öztürk,
2009, S. 113).
66
Diesbezüglich können wir sagen, dass die Religion in der Philanthropiekultur,
die aus ältester Zeit stammt, eine wichtige Rolle spielt. Aber mit der Zeit hat
sich die Philanthropie mit der Hoffnung auf sozialen und ökonomischen Erwerb
zur strategischen Anwendung gewandelt. Deswegen wollen die Unternehmer
heute einerseits zum Gemeinwohl beitragen, andererseits wollen sie durch
diese realisierten Verantwortungen ihre Stellung in der Gesellschaft verbessern.
6.3.5 Civil Society Organizations
Die Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs) haben in der Welt einen großen
Einfluss auf die Unternehmen und sie bilden eine Machtgruppe in den Unternehmen.
In der Türkei hat sich, wie es überall auf der Welt der Fall war, die
Anzahl von NGOs in den 1990er Jahren vermehrt und auch heute wird jeden
Tag versucht, in Istanbul neue NGOs zu gründen. Allerdings kann die Vielzahl
von NGOs leicht täuschen. Obwohl die Zahl der freiwilligen Organisationen,
Berufsverbände, Gewerkschaften, Kammern und dergleichen völlig ausreichend
in der Menge ist, sind ihre Auswirkungen auf die Teilhabe am öffentlichen
Leben relativ trivial (vgl. Simsek, 2004, S. 48). Diesbezüglich konnten die Nicht-
Regierungs-Organisationen in der Türkei, im Gegensatz zu Europa und den
USA, ihre Macht noch nicht erweitern.
Dahingegen ist CSR in den westlichen Ländern, insbesondere wegen des
zunehmenden Einflusses der Unternehmen auf die Gesellschaft und als Folge
von Riesenskandalen in großen Unternehmen, wie z. B. Enron, Nike, Shell,
infolge des Drucks der sozialen Bewegungen auf Unternehmen zustande
gekommen. Allerdings ist CSR in der Türkei in der entgegengesetzten der in
Europa und den USA verfolgten Richtung weitergekommen und ohne sozialen
Druck haben die Unternehmen angefangen, CSR durchzuführen. Es gibt zwei
Gründe für diese atypische Situation. Der erste ist, dass NGOs wegen eigener
politischer und wirtschaftlicher Schwäche keinen Druck auf Unternehmen
ausüben können, der zweite ist hingegen, dass die Anwesenheit der anderen
67
Gründe, die die Unternehmen für die CSR motivieren, von internationaler
Herkunft ist (vgl. Deren Van Het Hof, 2009, S. 154).
6.4 Türkische Maßnahmen zur Förderung von CSR
Eine andere wichtige Frage hingegen ist, von welchen Akteuren dieser CSRProzess
in der Türkei betrieben wird. Nach dem Report von CSR Europa
existieren 17 unterschiedliche Organisationen, die sich mit den Themen der
CSR beschäftigen bzw. sich an diesem Prozess orientieren (vgl. CSR Europa,
2009, S. 55-56). Doch die wichtigsten und wirksamsten Organisationen in der
Türkei sind CSR-Turkey und Business Council for Sustainable Development
Turkey. Während diese Organisationen direkt auf die Themen der CSR
fokussieren, betrachten die sonstigen Organisationen das Thema „CSR“ nur als
Unterpunkt.
6.4.1 CSR-Turkey
CSR-Turkey ist die wichtigste Organisation, die versucht, CSR in der Türkei zu
mehr Funktionsfähigkeit zu bringen, indem sich die Organisation nicht nur mit
einigen Themen bezüglich der CSR beschäftigt, sondern die spezielle Mission
übernahm, die Bekanntheit und Wahrnehmung von CSR in der Türkei zu
fördern.
Dafür wurde die Corporate Social Responsibility Association of Turkey (CSRTurkey)
gegründet – um der Entwicklung des CSR-Bewusstseins zu helfen und
das Wissen über CSR auf nationaler und internationaler Ebene durch die
Bemühungen für eine nachhaltige Entwicklung und soziale Errungenschaften zu
ermöglichen (vgl. CSR-Turkey, 2012b).
CSR-Turkey stellt ihre Mission auf der eigenen Website wie folgt dar: “To create
tools, resources and methodologies for business to behave socially responsible
on social, economical and environmental issues so that business can have a
68
positive impact on the development of the society.” (CSR-Turkey, 2012b). Um
das CSR-Bewusstseins noch stärker zu verbreiten, setzt die Organisation in
Zusammenarbeit mit der Kadir Has University noch weitere Aktivitäten, wie z. B.
„CSR Training Courses“, CSR Seminar, CSR Zertifikat (vgl.CSR-Turkey,
2012c). CSR-Turkey koordiniert den CSR-Prozess mit internationalen Partnern:
The Global Compact, CSR Europa, Global Partner Network.
6.4.2 Business Council for Sustainable Development Turkey
Business Council for Sustainable Development Turkey vertritt die Türkei auf der
internationalen Ebene als Mitglied des World Business Council for Sustainable
Development (WBCSD). Diese Organisation zielt unter Berücksichtigung der
Prinzipien von WBCSD darauf ab, in der Türkei die Prinzipien und die grundlegenden
Elemente einer nachhaltigen Entwicklung zu verbreiten und auf
diesem Weg Forschung, Publikation, Bildung und Aktivitäten für die Entwicklung
von Wissen und Bewusstsein über nachhaltige Entwicklung zu fördern (vgl.
TBCSD, 2012a).
In diesem Sinne ist es die Mission der Organisation, den Erfolg der Türkei und
der türkischen Wirtschaft auf einer weltweiten Plattform zu fördern. Die
Organisation versucht, durch Zusammenarbeit mit dem World Business Council
für nachhaltige Entwicklung die gesellschaftlichen, ökologischen und
ökonomischen Bedingungen für eine effiziente Nutzung der Ressourcen zu
erhalten (vgl. TBCSD, 2012b).
Die festgelegten Ziele von TBCSD sind hauptsächlich, die nachhaltige
Entwicklung in der Türkei einzuführen und Aufrechterhaltung der richtigen
Einstellung der Verantwortlichen sicherzustellen. Die festgelegten Ziele von
TBCSD sind ausführlich wie folgt:
· To create awareness of the major principles of Sustainable Development
in Turkish business world
· To experience, share and (if necessary) lead best practices and the
important policies determined in the international platform
69
· To support Turkish business world in reaching the world standards for
Sustainable Development,
· To implement Sustainable Development principles as business' main
strategies
· To communicate and widespread the basic and fundamental elements of
Sustainable Development, to initiate research and publish reports
(TBCSD, 2012b).
7. DIE ENTWICKLUNG VON CSR IN DER TÜRKEI
7.1 Der osmanische Effekt beim Verständnis der sozialen
Verantwortung
Im Osmanischen Reich gab es die Begriffe „soziale Politik“ und „sozialer Staat“
nicht. Stattdessen wurde das Konzept der „sozialen Solidarität“ verwendet. Die
soziale Solidarität zu erwirken war nicht die ursprüngliche Aufgabe des Staates,
sie wurde also durch Institutionen wie Familie, Gilden oder Stiftungen durchgeführt.
Die Quellen dieser Stiftungen basierten auf der islamischen Religion und
wurden auch von ihr inspiriert. In diesem Zusammenhang sollten Konzepte wie
„Wohltat“, „Schutz“ und „Mitgefühl“ angewandt werden, um arme Muslime zu
unterstützen (vgl. Hür,2009, o. S).
Aus dieser Perspektive hat Philanthropie in der Zeit des Osmanischen Reiches
nicht nur durch individuelle Motive, sondern auch durch die Solidarität einiger
Gruppen und Gemeinschaften stattgefunden. Das beste Beispiel hierfür ist die
Institutionalisierung der Gilde bzw. der Akhs im Osmanischen Reich. Diese
Vereinigungen waren insbesondere im 14., 15. und 16. Jahrhundert als Akhs
bekannt und wurden erst nach dem 17. Jahrhundert mit dem Begriff Gilde in
Zusammenhang gebracht. „Ahi/Akh“ bedeutet wörtlich „Geschwister“, „gebefreudig“
und „großzügig“ und es ist eine Gemeinschaft von Künstlern,
70
Kaufleuten und Kleinhändlern. Man weiß, dass die Anzahl der Akhs nicht zu
unterschätzen ist. Beispielsweise gab es im 17. Jahrhundert mehr als 1100 Ahi-
Gesellschaften und die Zahl der Angehörigen dieser Gesellschaften wurde mit
mehr als 125.000 Personen angegeben (vgl. Alakavuklar, Kilicaslan, Öztürk,
2009, S. 111). Um zu diesen Gesellschaften zu gehören, musste man nicht nur
einen Beruf erlernt haben, sondern auch zuvor beschlossene moralische
Prinzipien akzeptieren; die Bereitschaft zu verzeihen, die Bereitschaft zu helfen,
selbst wenn es sich um den Feind handelt, und die Bereitschaft zu geben, auch
wenn man selbst in Not war, sind nur einige davon (vgl. ebenda, S. 113). Die
Stiftungen wie Ahi und Gilden, welche im Osmanischen Reich etabliert waren,
basierten vollständig auf Wohltätigkeit.
Philanthropie war im Osmanischen Reich also eine Tradition. Man versuchte,
im Rahmen der Stiftungen, Ahi und Gilden zum gesellschaftlichen Leben und
zur sozialen Wohlfahrt beizutragen. In dieser Hinsicht waren die Hauptziele
dieser Einheiten ein Meritum für die Menschen, und sie spielten durch die
philanthropischen Aktivitäten auch eine große Rolle für die Lösung gesellschaftlicher
Probleme. Dieses Verständnis zeigt auch, dass die gesellschaftlichen
Probleme, wie z. B. Armut, nicht dem Staat überlassen worden waren, sondern
eben Stiftungen soziale Aktivitäten ausübten. So zeigt man uns, dass Stiftungen,
welche philanthropischen Aktivitäten verrichteten, die einzigen Akteure im
Osmanischen Reich waren. In dieser Hinsicht wird die Stiftungskultur, als ein
Teil dieser Tradition, auch nach dem Osmanischen Reich in der heutigen Türkei
weitergeführt. Um Zuschüsse und Hilfen gewähren zu können, bildeten vor
allem Personen in leitenden Positionen zunächst Stiftungen, welche auch heute
noch im Geltungsbereich des „Corporate Social Responsibility“ implementiert
sind. Im Rahmen dieses Verständnisses versucht man zur Lösung sozialer
Probleme, wie Mangel an Bildung und Armut, mit Spenden beizutragen. Wie so
häufig in dieser Arbeit erwähnt, hat das Verständnis der Philanthropie, welche
im Osmanischen Reich herrschte, einen großen Einfluss auf das Konzept der
sozialen Verantwortung der Unternehmen heutzutage.
71
7.1.1 „Ahilik“ Akhism
Die Zunft der Ahi unterscheidet sich von den Gewerkschaften im europäischen
Mittelalter, welche ihren Fokus auf den Verdienst, die Spekulation und den
freien Wettbewerb richteten. Ahi-Gesellschaften sind ihren Grundsätzen –
gegenseitige Unterstützung und soziale Solidarität – treu geblieben (vgl. Öztürk,
2002, S. 7). Die Ahi-Organisation wurde vom arabischen Wort „ahi“, welches
mit „Bruder“ übersetzt wird, übernommen. Es ist eine Berufsorganisation,
welche beim „Sesshaftwerden“ der nomadischen Türken geholfen hat und
Brüderlichkeit, Zusammenarbeit und Solidarität zwischen den Mitgliedern
verbreitete (vgl. Carikci et al 2009, S. 7).
Die Grundlage des Akhism basiert auf der Kultur der „Futuvva“ (futuwwat),
(engl. professional knighthood/professionelle Ritterschaft), welche sich die
Türken mit der Annahme des Islams angeeignet haben. Futuvva bedeutet
Tapferkeit, Hilfsbereitschaft und „Persönlichkeit besitzend“ und ist in Anatolien
ein weit verbreitetes Konzept. Im Rahmen der Futuvva-Organisation, welche
sich in den ersten Entstehungsjahren des Islams entwickelte, bildeten sich nach
dem 9. Jahrhundert ebenso Handwerker-Gemeinden. Im Rahmen dieser
Entwicklung wurden Schriftstücke verfasst, welche auf den religiösen Regeln
basierten. Diese beinhalteten Punkte wie allgemeine Regeln des Berufs,
Bildungsprinzipien, Geschäftsgeheimnisse, der Einstieg in den Beruf und
Ähnliches. Die Ahi-Organisation war nicht nur eine Berufs- und Kunstgruppe,
sondern gewann ab dem 13. Jahrhundert einen sozialen und politischen
Charakter (vgl. ebenda, S. 7).
Akhi ist der Name einer wichtigen Stiftung, welche ab dem ersten Abschnitt des
13. Jahrhunderts bis zum zweiten Abschnitt des 19. Jahrhunderts dem in
Anatolien, im Balkan und auf der Krim lebenden türkischen Volk eine Bildung im
Bereich Kunst und Beruf ermöglichte. Außerdem boten sie gleichzeitig eine
Weiterentwicklung im Bereich moralischer Prinzipien an. Akhi organisiert die
Arbeiten von Personen, welche Kunst und Beruf ausüben. Sie ist eine
funktionelle, praktische und in das Leben der Gesellschaft integrierte Stiftung.
Akhis waren eine künstlerische und berufsausübende Gesellschaft, deren Ziel
72
nicht nur der wirtschaftliche Aspekt war. Sie waren unter anderem auch dafür
bekannt, dass sie religiöse, soziale und politische Werte in den Fokus stellten.
Das Zusammenbringen von Menschen, die Großzügigkeit, die Hilfe für
Personen in Not waren ebenfalls wesentliche Aspekte (vgl. Sen 2002, S. 25).
Die in Akhi-Organisationen definierte „Einheit von Leben und Eigentum“ war
schon so weit gediehen, dass es zu einer moralischen Regel wurde, aus dem
übriggebliebenen Verdienst den Armen und Arbeitslosen finanziell zu helfen
(vgl. Öztürk, 2002, S. 7). In diesem Zusammenhang treten Akhis als diejenigen
Organisationen auf, welche institutionell soziale Hilfsbereitschaft anboten (vgl.
Alakavuklar, Kilicaslan, Öztürk, 2009, S. 114).
Auf der anderen Seite, wenn man es im Rahmen des heutigen Verständnisses
von sozialer Verantwortung evaluiert, bildeten die Akhi die Standards der
Unternehmen. Durch die Bestimmung der Normen und Praktiken und die
soziale Verantwortung der Unternehmen gegenüber dem Verbraucher leisteten
sie Pionierarbeit. In der Akhi-Organisation konnte man Kleinhändler, welche
unter dem Standard produzierten, und diejenigen, welche dem Verbraucher
Schaden zufügten, ermahnen. Wenn sie diese Geschäftspraktiken trotz Ermahnung
fortsetzten, mussten diese Händler ihren Geschäftsbetrieb stilllegen, ihre
Geschäfte durften durch Verwaltungsorgane zugesperrt werden. Bei Zuwiderhandeln
konnte man sie sogar aus diesem Beruf verbannen (vgl. Öztürk, 2002,
S. 8). Doch ab dem 14. Jahrhundert begann der Akhism, seine Eigenschaften
zu verlieren und Aktivitäten außerhalb seines Kernzieles auszuüben. Dadurch
entstand das Bedürfnis nach einer Organisation, welche die Rechte der Händler
pflegte (vgl. Sen, 2002, S. 27).
7.1.2 „Lonca“ – osmanische Gilden
Akhis konnten ihren Aufgaben bis zum zweiten Abschnitt des 19. Jahrhunderts
nachkommen. Danach verwandelten sie sich in Gilden (vgl. Turan, 1996, S. 25).
Diese Gilden waren eine weitere Institution, welche die Solidarität im
Osmanischen Reich ermöglichten. Gilden, welche wie die Akhis arbeiteten,
diesen mit der Zeit aber untergeordnet waren, erreichten wieder ihre eigenen
charakteristischen Eigenschaften. Sie spielten eine wichtige Rolle dabei, soziale
73
Wohlfahrt zu fördern, indem sie Künstler und Händler in ihrer Obhut beherbergten
und dazu beitrugen, dass Standards hinsichtlich der Arbeit entwickelt
wurden (vgl. Altintas, 2010, S. 11). Indem Künstler und Händler Mitglieder
dieser Berufsorganisation wurden, konnten sie zur Festlegung der Grundlagen
der Arbeitssicherheit, zur Disziplin zwischen den Mitgliedern, zum gegenseitigen
Helfen und zum Gewährleisten der sozialen Sicherheit, Wesentliches
beitragen (vgl. Turan, 1996, S. 25). Im Wortsinne bedeutet „Lonca“ den Ort oder
das Zimmer, in dem Künstler und Händler sich miteinander trafen, um
persönliche Probleme unter die Lupe zu nehmen oder um die Zusammenarbeit
zu verbessern (vgl. Sen, 2002, S. 28).
Die Hauptaufgaben der Gilde-Organisationen waren die Erhebung der
Einnahmen, die Buchführung und die Rechnungsprüfung des eingerichteten
„Hilfe-Komitees“, welches dazu diente, die Mitglieder und ihre Familien im Falle
von Krankheit, Tod, Heirat und Arbeitslosigkeit finanziell zu unterstützen. Auch
die Uneinigkeiten zwischen den Händlern zu beseitigen und die von den Mitgliedern
gegründeten Wohlfahrtsverbände zu verwalten zählte zu deren Aufgaben
(vgl. ebenda, S. 28-29). Mit dem Einkommen dieser errichteten „Hilfe-Komitees“
halfen sie neben ihren Mitgliedern auch vielen anderen. Sie spendeten
Händlern und Armen Kohle, im Monat Ramadan, welcher für die Muslime ein
heiliger ist, spendeten sie Essen. Witwen und Waisen halfen sie, indem sie
Kleidung spendeten; sie finanzierten Instandhaltungen von Brücken, gaben
Almosen, bezahlten die Mieten der Lehrer, spendeten Fleisch während der
Opferfeste und griffen den Hodschas unter die Arme. Außerdem ist auch
bekannt, dass sie den Mitgliedern, welche sich in finanzieller Notlage befanden,
Geld borgten. Gilden waren recht weit von der staatlichen Intervention entfernt.
Sie waren eher durch das Verständnis der gegenseitigen Unterstützung der
beschäftigten Personen geprägt und dadurch organisiert. Während des
Bestehens der Gilde-Organisationen leisteten diese den Armen und den
Händlern viel Unterstützung (vgl. ebenda, S. 29).
74
7.1.3 „Vakıf“ Waqf
Der Akt der Gründung einer wohltätigen Stiftung wird Waaf oder Waqf genannt.
Dieser Ausdruck wird auch für die Stiftung selbst verwendet. Die wörtliche
Bedeutung ist „aussetzen“ oder „der Akt der Aussetzung“ (Syed, 2005, S. 31).
Die Waqf-Stiftung war im Osmanischen Reich, so wie auch in anderen
islamischen Ländern, eine religiöse und rechtliche Stiftung, welche eine große
Bedeutung besaß und auf das soziale und wirtschaftliche Leben eine tief
greifende Wirkung hatte (vgl. Sen, 2002, S. 32). Aus dieser Perspektive
verpflichteten sich Waqfs im Osmanischen Reich zur Wahrnehmung einer
wichtigen Rolle im gesellschaftlichen Leben. Im Osmanischen Reich war der
Staat für die Aufrechterhaltung der Sicherheit seiner Bürger, seines Lebens,
seines Besitzes verantwortlich. Außerdem war der Staat der Funktionär für die
Sicherstellung des Friedens und den Schutz der Grenzen. Aufgaben wie
Bildung, Gesundheit, Öffentlichkeitsarbeit, Religion oder soziale Hilfeleistungen,
welche zu denen des heutigen modernisierten Staates zählen, waren damals
nicht die Aufgaben des Staates, sondern wurden von Stiftungen verfolgt,
welche von engagierten Personen gegründet wurden (vgl. Isik, 2009, S. 3).
Bei der Definition des Waqf-Verständnisses bildet man oft religiöse Zusammenhänge.
Beim Definieren der Waqfs im Osmanischen Reich wurden mehrere
Ansichten vertreten. Nach der vorherrschenden Ansicht bedeutet Waqf, eine
Sache (ein Ding), wovon die Menschen profitieren, als die Sache Gottes
(Allahs) aufzubewahren und die Weitergabe dieser Sache an jemanden
anderen zu verbieten (vgl. Sen, 2002, S. 32). Mit anderen Worten erklärt,
bedeutet Waqf, dass das Einkommen des unbeweglichen Besitzes der Reichen
an die Stiftungen weitergegeben wird, um religiöse und soziale Leistungen
bieten zu können. Zu diesem Zwecke geht das Besitztum an die Stiftungen über
(vgl. ebenda, S. 32).
Reiche Ottomanen gründeten Waqfs in Wirklichkeit mit einer religiösen
Motivation. Diese Motivation basiert höchstwahrscheinlich auf einem Zitat des
Propheten Mohammed. So heißt es im Zitat, dass ein Moslem nach seinem Tod
belohnt wird, wenn er drei Sachen im Leben erreicht hat: nützliches Wissen an
75
die Menschen vermitteln, religiös erzogene Kinder und solche, die selbst nach
dem Tod ihrer Eltern Gebete für sie sprechen, und fortlaufende Wohltätigkeiten.
Es wurde behauptet, dass Waqfs all diese drei Bedingungen kombinierten (vgl.
Cizakca, 2000, S. 6). Die Gründung eines Waqfs sah man als ein Werkzeug für
die Erreichung religiöser Ziele, was eine überraschende Zahl von Muslimen
dazu bewegte, Waqfs zu etablieren, welche auf soziale Bedürfnisse reagieren
(vgl. ebenda, S. 23). In diesem Sinne ermöglichten es Waqfs, diese
philanthropischen Aktivitäten zu verwirklichen. Bürgerstiftungen
(Hilfsorganisationen) halfen bei der Erfüllung zahlreicher öffentlicher
Dienstleistungen, wie Schulen, Bibliotheken, Moscheen, Armenhäusern,
Bädern, Friedhöfen, Krankenhäusern, Apotheken, Karawansereien,
Gästehäusern, Altenhäusern, Straßen, Brücken, Häfen, Fontänen, Brunnen,
Wäldern, Sportplätzen und ähnlichen Einrichtungen. Außerdem verwirklichten
sie Aktivitäten wie die Sättigung der Armen (vgl. Sen, 2003, S. 33).
Es ist bekannt, dass im Osmanischen Reich eine Vielzahl von Waqfs gegründet
wurde. Im Jahre 1546 existierten in Istanbul 2515 und zwischen 1718 und 1800
in Halep 687 Waqfs. Den offiziellen Meldungen nach betrug die Gesamtzahl der
Waqfs im Osmanischen Reich am Anfang des 19. Jahrhunderts mehr als
15.000. Von diesen Waqfs existieren heute noch einige. Der Staat nahm diejenigen
unter seine Obhut, deren Gründer verstorben waren oder bei denen
niemand mehr da war, der die Leitung übernimmt. Diese werden heutzutage
von der Generaldirektion der Stiftungen geleitet (vgl. Ersöz, 2007, S. 122).
In diesem Sinne hat sich die Tradition der Philanthropie, welche durch die Akhis
und Gilden eingeführt wurde, durch die Waqfs verstärkt. Aus der heutigen
Perspektive des CSR-Verständnisses bewertet, dienten die hier diskutierten
Institutionen der nachhaltigen Entwicklung auch den Zielen, die im Rahmen des
Corporate Social Responsibility beschlossen wurden. Diese Institutionen übernahmen
wichtige Aufgaben bei der Lösung von gesellschaftlichen Problemen
und sogar bei der Definition der Qualitätsstandards in der Arbeitswelt.
So wie die philanthropischen Aktivitäten im Osmanischen Reich das heutige
Verständnis der sozialen Verantwortung beeinflussten, beinhalten sie mit dem
76
CSR-Verständnis verglichen auch wichtige Unterschiede. Der größte Unterschied
zwischen diesen zwei Mentalitäten ist, dass die philanthropischen
Aktivitäten im Osmanischen Reich vorgesehenen Zielen folgten, aber in der
heutigen CSR-Mentalität ist es nicht nur das Ziel, zur Gesellschaft beizutragen.
In diesem Sinne bedeutet CSR nicht nur Philanthropie. Wie auch im theoretischen
Teil erwähnt, ist Philanthropie nur ein besonderer Teil des CSRVerständnisses
und umfasst im Allgemeinen die Aktivitäten, welche Einzelne
durch religiöse und emotionale Motive verwirklichen. In diesem Zusammenhang
war im Osmanischen Reich nicht die Rede von sozialer Verantwortung, sondern
vielmehr von Philanthropie (vgl. Alakavuklar, Kilicaslan, Öztürk, 2009, S. 117).
Aber es ist wichtig, das heutige Verständnis der sozialen Verantwortung zu
verstehen, um den Rahmen des Verständnisses der Philanthropie im Osmanischen
Reich zeichnen zu können. Nachdem die Mentalität der Philanthropie
untersucht wird, wird man versuchen, die Differenzen, beginnend mit der
Gründung der Türkischen Republik bis zum Übergang von Philanthropie zur
CSR, in Weiteren zu erläutern.
7.2 Die Gründung der türkischen Republik und die Entwicklung
von CSR an der Wende zum 20. Jahrhundert
Die wichtigste Aufgabe der Republik Türkei in ihrer Gründungszeit, unter der
Führung von Atatürk, war die Restrukturierung des politischen, sozialen,
rechtlichen und wirtschaftlichen Erbes des Osmanischen Reiches (vgl. Mutlu,
2007, S. 31). Mit dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches hat man
versucht, eine Vielzahl von Reformen zu implementieren, und dadurch kam es
vor allem in den sozialen, administrativen, militärischen und wirtschaftlichen
Bereichen zu vielen Veränderungen.
Diese implementierten Reformen haben auch den Bereich der sozialen
Verantwortung beeinflusst. Es wird argumentiert, dass das philanthropische
Verständnis im Osmanischen Reich mit der Gründung der Republik Türkei stark
abgenommen hat. Weil die Republik Türkei sich als Sozialstaat deklarierte und
77
der einzige Akteur war, der all diese Aktivitäten übernahm. In der Hinsicht
wurden die Plätze der Waqfs, welche im Osmanischen Reich eine bedeutende
Rolle hatten, im 19. und 20. Jahrhundert langsam, aber sicher von den
Diensten des Staates übernommen. Aufgrund dieser Entwicklung belasteten die
türkischen Bürger, unter dem Einfluss der weltweiten Entwicklung der
Sozialstaaten, den Staat mit der Ordnung der sozialen Verantwortung (vgl.
Çizakça, 2006, S. 22). Dieser Zustand war ursächlich für die Abnahme der
philanthropischen Aktivitäten. Später jedoch, durch die Liberalisierung in der
Wirtschaft, nahm die Anzahl der Konzerne zu. Die Konzerne versuchten dann,
in den selbstgegründeten Stiftungen wieder mehr soziale Verantwortung zu
übernehmen. Wie so häufig in der Arbeit erwähnt, beinhalten diese Verantwortungen
den Bereich der Wohltätigkeit. Deswegen ist es bis Ende des Jahres
1990 nicht möglich, vom modernen Stand der sozialen Verantwortung zu
sprechen.
7.2.1 Wirtschaftspolitische Entwicklung
Mit der Gründung der Republik Türkei im Jahre 1923 wurden in den sozialen,
politischen und wirtschaftlichen Bereichen neue Maßnahmen implementiert.
Etatismus war eine der Maßnahmen, welche am meisten diskutiert wird. Vor
allem im Wirtschaftsbereich ist Etatismus ein Zeichen dafür, dass der Staat der
einzige Akteur ist. In diesem politischen Licht etablierte die türkische Regierung
während dieser Zeit Wirtschaftsunternehmen und begann, sie zu betreiben. Das
Hauptziel der Staatsunternehmen war, die politische und wirtschaftliche
Unabhängigkeit sicherzustellen und die wirtschaftliche Entwicklung unter
staatlicher Kontrolle zu konsolidieren (vgl. Mutlu, 2007, S. 31). Nach dieser
Politik stellte sich heraus, dass der Staat der einzige Akteur war, der die
Wirtschaft ankurbeln konnte.
Auf der anderen Seite war es im Jahr 1930 unmöglich, von einer industrialisierten
Türkei zu sprechen. Im Jahr 1930 sprach man in der Republik Türkei
von kleinen und mittelgroßen Betrieben. Während man in diesem Jahr in den
Vereinigten Staaten über den Ausbruch der Krise in den Betrieben und deren
Verantwortung diskutierte, stellte sich die Türkei nicht solchen Diskussionen.
78
Denn während dieser Zeit stand der Schub zur Industrialisierung im
Vordergrund. Deswegen verteidigte man die Ansicht, dass man die Erwartungen
der sozialen Verantwortung, das Interesse daran und die damit
verbundenen Rollen von den Waqfs an den Staat verwies. In diesem Zeitraum
hat sich der Staat als ein sozialer definiert, und deswegen sah man die soziale
Verantwortung als ein Erfordernis eines sozialen Staates (vgl. Alakavuklar,
Kilicaslan, Öztürk 2009, S. 118).
Die Zeit zwischen 1930 und 1950 wird in der Türkei auch als „Ein-Parteien-
Zeitraum“ bezeichnet, weil es zu dieser Zeit nur die Republikanische
Volkspartei (CHP) gab. Im Jahre 1950 kam die Demokratische Partei an die
Macht, und damit endete die „Einparteienherrschaft“ in der Republik Türkei.
Dieser Zeitabschnitt war der, in dem man versucht hat, eine liberale Wirtschaft
zu implementieren, und erste Schritte Richtung kapitalistische Entwicklung
machte. Der Demokratischen Partei nach hat der Staat die primäre Aufgabe,
die Wirtschaft durch Anregungen zu steuern: Der Staat sollte in Wirtschaftsbetrieben
keine Führungsposition übernehmen. Denn die Tatsache, dass der
Staat ein schlechter Unternehmensführer war, stand schon längst außer
Debatte. Aus diesem Grund sollte der Staat keine führenden Aktivitäten mehr
ausüben, sondern die Führung von Unternehmen Privaten und Genossenschaften
überlassen. Der Staat sollte sich vor allem nicht mit den Genossenschaften
am freien Markt duellieren (vgl. Estürk, 2006, S. 25). Aus diesem
Grund hat man zu dieser Zeit in der Wirtschaft auf die Politik des Etatismus
verzichtet, und man hat dafür ein eher liberales Verständnis entwickelt. Ab 1960
hat die Republik Türkei daran gearbeitet, Anschluss an die globale Wirtschaft
zu finden. Mit der Aneignung des liberalen Verständnisses vonseiten des
Staates entwickelte sich in diesen Jahren der private Sektor. In der Tat
entstanden in der Zeit bis 1960 fast 70 Holding-Gesellschaften, welche eine
dominante Rolle in der Wirtschaft hatten. Diesen Zeitabschnitt kann man auch
als die Zeit bezeichnen, in der Philanthropie gemeinsam mit den Holding-
Gesellschaften erneut zu Tage trat. Somit begannen Holding-Gesellschaften die
philanthropischen Aktivitäten durchzuführen, die bis dahin nur der Staat
ausübte (vgl. Alakavuklar, Kilicaslan, Öztürk 2009, S. 118). Holding-Gesell79
schaften haben verschiedene Institutionen etabliert, um diese Wohltätigkeitsaktivitäten
auszuüben, und haben damit eine Tradition des Osmanischen
Reichs weitergeführt.
Die Zeit zwischen den Jahren 1970 und 1980 war für die Türkei eine, welche
durch wirtschaftliche und politische Krisen sowie politische Umstürze geprägt
war. Mit den Beschlüssen vom 24. Jänner 1980 begann in der Türkei der
Neoliberalismus und zum ersten Mal wurde die türkische Wirtschaft im
wahrsten Sinne des Wortes liberalisiert. Die Neuorganisation der Wirtschaft hat
dafür gesorgt, dass soziale und politische Strukturen rekonstruiert wurden. In
der Folge hat sich die Regierung aus den Bereichen Sozialarbeit, Gesundheit,
Bildung und sozialer Verantwortung zurückgezogen. Dieses neue Verständnis
ermöglichte es dem privaten Sektor, sich im vollen Umfang zu entwickeln, und
machte es möglich, bis zum Jahr 1990 330 weitere Holding-Gesellschaften zu
gründen. Somit haben große Familienunternehmen im privaten Sektor die
größte und effektivste Rolle eingenommen. Mithilfe der Waqfs begannen
Holding-Gesellschaften vor allem in den Bereichen Kunst, Bildung und Kultur
mit den Corporate Social Responsibility Aktivitäten. Jedoch wurde zu dieser Zeit
beobachtet, dass Eigentümer der Holding-Gesellschaften von individueller
Philanthropie zur betrieblichen Philanthropie übergingen. Diese Veränderung
wird als ein wichtiger Schritt beim Übergang von der Philanthropie zur CSR
betrachtet. So sah man, dass türkische Geschäftsleute genauso wie die in den
USA in den 1920-er Jahren versucht haben, auf diese Weise ihren Status in der
Gesellschaft zu verbessern (vgl. ebenda, S. 121-122).
Wie auch schon früher in der Arbeit erwähnt wurde, waren die Jahre ab 2000
diejenigen, in denen die Konkurrenz zunahm und „CSR“ an strategischer
Bedeutung gewann. Deshalb haben Führungskräfte ihre philanthropischen
Aktivitäten ab diesem Zeitpunkt auch „CSR“ genannt. Und aus diesem Grund
werden heutzutage in vielen türkischen Unternehmen die Begriffe „CSR“ und
„CP“ in gleicher Weise verwendet.
80
7.2.2 Sozialpolitische Entwicklung
Mit der Gründung der Republik Türkei wurden einige radikale Revolutionen
verwirklicht, welche die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen
Bereiche regelten. Während der Modernisierung der neuen Türkei tritt man mit
einer demokratischen Partei an der Regierung von der Knechtschaft zur Bürgerschaft
hinüber. In dem Zeitabschnitt, welcher auch „Einparteienherrschaftszeit“
genannt wird, sah man den Zusammenschluss von Staat und Partei, aber
ebenso die Zusammengehörigkeit von Staat und Bürgerschaft. Der Bereich der
sozialen Verantwortung wurde auch durch diese Veränderung beeinflusst, vor
allem Akhis und Waqfs funktionierten nicht mehr. Der Staat übernahm eine
neue Rolle und wurde in diesem Bereich aktiv, so gelang es ihm auch, die
Akhis und Waqfs unter seiner Kontrolle zu behalten (vgl. Alakavuklar, Kilicaslan,
Öztürk, S. 117). Die zu dieser Zeit anerkannte etatistische Politik war in jedem
Bereich wirksam. Besonders die Tatsache, dass sich der Staat als ein sozialer
bezeichnete, hat die Grenzen des Bereichs sozialer Verantwortung verengt.
Beim Übergang vom Kaiserreich zum Nationalstaat hat sich die soziale
Verantwortung sowohl in der Größe als auch in ihrem Verständnis verändert.
Philanthropie ist eine zentrale Motivation und Stiftungen haben eine soziale
Verantwortung gegenüber der lokalen Bevölkerung. Philanthropische Motivation
verfolgt lokale Schwerpunkte und Waqfs haben sich zu einer zentralen sozialen
Verantwortung entwickelt (vgl. ebenda, S. 118).
In dieser als etatistisch bekannten Zeit wurden wichtige Entwicklungssprünge
Richtung Industrialisierung gemacht. Das Ergebnis dieser Industrialisierung war
die Entstehung einer Masse von Arbeitnehmern und der Arbeitsmarkt begann
zu expandieren. Diese Entwicklungen machten es verpflichtend, die Beziehungen
zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber, aber auch Arbeitsprobleme durch
Gesetze zu regeln (vgl. Görmüs, 2007, S. 121). Nach dem Zweiten Weltkrieg
hat sich auf der ganzen Welt der Trend zur Demokratisierung entwickelt.
Außerdem wurden in diesen Jahren aus menschenrechtlichen Gründen
Entwicklungsprozesse zugunsten der Individuen durchgeführt. In der Gesellschaft
stieg die Bedeutung des Individuums. Dies führte wiederum dazu, dass
81
Betriebe Individuen und die Gesellschaft viel mehr ernst nahmen und dem
Individuum – als Arbeiter, Konsument und Investor – eine größere Bedeutung
zuschrieben. So kann man auch sagen, dass die Arbeitnehmer in den 1930er
Jahren ihre Gewerkschaftsrechte, bessere Arbeit, besseres Entgelt und
bessere Lebensumstände und somit einen sozialen Wandel erlangten (vgl.
Aktan, Börü S. 26).
Die 1950er Jahre kennzeichnen einen neuen Zeitabschnitt in der politischen
und wirtschaftlichen Entwicklung der zeitgenössischen Türkei. Dies ist der
Zeitabschnitt, in dem die repräsentative Demokratie in der Türkei tatsächlich
begann (vgl.Onis, Senses, 2007, S. 262). In der Zeit, welche auch die eines
Mehrparteiensystem genannt wird, hat die Demokratische Partei mit der
liberalen Politik, welche sie verfolgt hat, dazu beigetragen, dass sich der private
Sektor entwickelt. Somit trugen die Geschäftsleute, welche soziale
Verantwortung trugen, dazu bei, dass sich diese entwickelt.
Die politischen Umstürze, die in den Jahren 1960 bis 1980 stattfanden,
verursachten aus politischer und sozioökonomischer Sicht harte Zeiten. Mit der
Verfassung, welche nach dem 12. September 1980 in Kraft trat, zeichnete man
den gesetzlichen Rahmen der neuen gesellschaftlichen Struktur. Mit dieser
Verfassung wurden gewerkschaftliche Freiheiten stark eingeschränkt,
außerdem wurden den Gewerkschaften und Institutionen politische Rechte
entzogen. Das Streikrecht wurde minimalisiert, den Beamten wurde verboten,
eine Gewerkschaft zu gründen. Ebenfalls zu dieser Zeit wurden politische
Parteien, welche ein wichtiger Bestandteil der politischen Beteiligung waren,
aufgelöst. Nach dem 12. September wurden 650.000 Menschen inhaftiert. Die
Arbeiten von 23.700 Institutionen wurden gestoppt. Die Zahl der
Gewerkschaftsmitglieder, welche 1980 5.721.074 betrug, sank 1985 auf
1.711.254. Der Tageslohn der Arbeiter, der 1979 noch bei $ 8 lag, ging 1985
auf $ 4 pro Tag zurück. Die Auslandsschulden von 1980, die mit $ 16,2
Milliarden angegeben wurden, stiegen bis 1987 auf $ 36 Milliarden (vgl.
Güldiken, Kaya, 2004, S. 108-109). Das Wichtigste aber war, dass der Staat,
der unter der Verfassung die soziale Verantwortung tragen musste, schon die
82
ersten Signale gab, dass er unter dem Einfluss der liberalen Bewegungen diese
Verantwortung nicht tragen wird (vgl. Alakavuklar, Kilicaslan, Öztürk, S. 120).
Nach 1980 begannen die Holding-Gesellschaften mit den Aktivitäten im Sinne
der sozialen Verantwortung in den Bereichen Kultur und Bildung. Mit dem
Beginn der Gründung der türkischen Republik bis 1980 vereinten sich 4500
Unternehmen mit 3500 Institutionen und erleichterten somit das Zustandekommen
der Social Responsibility-Aktivitäten. Die Implementierung dieser
Aktivitäten durch die Holding-Gesellschaften im Jahre 1980 war nur auf der
Basis und mithilfe der Dynamik der Institutionen möglich (vgl. ebenda, S. 121).
Alakavuklar, Kilicaslan und Öztürk haben die Entwicklung der sozialen
Verantwortung als „Der Übergang von Philanthropie zur Corporate Social
Responsibility, die Geschichte eines institutionellen Wandels“ bezeichnet und in
ihren Beiträgen mithilfe einer Tabelle wie folgt zusammengefasst;
83
Tabelle 3: Der Übergang von der institutionellen sozialen Verantwortung zur
Philanthropie in der Türkei (Quelle: vgl. Alakavuklar, Kilicaslan, Öztürk, S. 131)
Zeitabschnit Jahre wichtigste Rollen im
organisatorischen
Bereich
Motivation Ziel
Vor der
Republik
Türkei
Vor
1923
Akhi, Gilden und
Waqfs
Philanthropie Den Menschen in
Not zu helfen und
Beistand zu
leisten
Während der
Gründung der
Türkischen
Republik und
danach
1923-
1960
Staat Entwicklung,
sozialer Staat
Industrialisierung
Entwicklung
des privaten
Sektors
1960-
1980
Geschäftsleute und
Familienunternehmen
Philanthropie Die Gesellschaft
und den Staat
unterstützen,
Legitimität
Institutionalisierte
Gesellschaften,
Unternehmensvereine
und nationale
Unternehmen
Philanthrophie
und CSR
Anfang der
Globalisierung
und danach
1980-
heute
Internationale
Unternehmen
CSR
Die Gesellschaft
unterstützen, strategisch
handeln,
Anpassung an die
institutionelle
Unterdrückung,
Legitimität
84
7.3 Eine Kritik über den Unterschied zwischen internationalem
CSR-Verständnis und dem charakteristischen CSR-Verständnis
in der Türkei
Es wird die Meinung vertreten, dass CSR in der Türkei im Allgemeinen unter
dem Gesichtspunkt von CP und PR betrachtet wird. CSR hat noch nicht an
konzeptueller Bedeutung gewonnen. Im Allgemeinen wird es als eine philanthropische
Aktivität gesehen, welche durch Spenden geführt wird. In diesem
Sinne haben Unternehmen das Ziel vor Augen, die Gesellschaft in den
Bereichen Bildung, Gesundheit, Umwelt usw. finanziell zu unterstützen. Dies
zeigt uns, dass die Führungsschicht in der Türkei im Bereich CSR philanthropische
Verantwortung in den Vordergrund stellt.
Auf internationaler Ebene versucht man, den Unternehmen unter dem
Verständnis von CSR Themen wie Corporate Governance, Arbeitssicherheit,
Konsumentenrechte, Abschaffung der Kinder- und Zwangsarbeit, Offenlegung
und Transparenz, Korruptionsbekämpfung und Ähnliches näherzubringen. Doch
in der Türkei werden diese Themen nicht vorrangig behandelt. Deswegen ist es
bemerkenswert, dass türkische Unternehmen die CSR in starkem Maße übernehmen,
während sie Lücken in den Bereichen Arbeitssicherheit, Kollektivvertrag,
Kinderarbeit, Steuerrecht oder bei der gewerkschaftlichen Organisation
aufweisen. Bei in den USA orientierten Literaturforschungen zeigt sich, dass
gesetzliche Verantwortungen Priorität haben, danach werden soziale Verantwortungen
behandelt. Auf die Unternehmen wird Druck ausgeübt, um ihnen
zuerst die gesetzlichen Verantwortungen nahezulegen. In der Türkei jedoch
üben Unternehmen im Gegensatz dazu in ganz anderen Bereichen CSRAktivitäten
aus (vgl. Alakavuklar, Kilicaslan, Öztürk, S. 132).
In diesem Zusammenhang wurden in der Türkei im Gegensatz zum
internationalen Verständnis der sozialen Verantwortung traditionelle Formen der
Philanthropie geschaffen. Ein charakteristisches Verständnis des CSR, welche
durch die strategischen Ziele der Unternehmen zum Leben erweckt wurde, ist
85
vorhanden, aber leider ist dieses Verständnis weit entfernt vom modernen CSRKonzept.
Zusammenfassung
Heutzutage ist CSR zu einem weltweit bekannten modernen Begriff geworden.
Obwohl CSR als ein freiwilliges Verhalten verstanden wird, ist es für die
Unternehmen fast unmöglich, CSR nicht in die Managementphilosophie zu
integrieren, weil die Gesellschaft heutzutage viel mehr hinterfragt, ob die Unternehmen
ihre sozialen Verantwortungen gegenüber der Gesellschaft erfüllen.
Auch wenn heute CSR in Zusammenhang mit den Begriffen Image und
Vertrauen, welche für Unternehmen von großer Bedeutung sind, auftritt,
umfasst es eigentlich einen größeren Bereich. Somit wurde in der Einführung
der Arbeit zuerst die Frage geklärt, was soziale Verantwortung ist, und im
Anschluss wurde die weltweite Entwicklung von CSR geschildert. Dieser Begriff
kam zum ersten Mal nach Wahrnehmung der Krise in den USA auf. In diesen
Jahren begann man über die rechtliche und ethische Verantwortung der Unternehmen
in den USA und weltweit zu diskutieren. In der Türkei jedoch
entwickelte sich CSR im Gegensatz dazu in eine andere Richtung. Dort kam
CSR nicht nach Wahrnehmung einer Krise, sondern auf freiwilliger Basis. Das
wiederum leitet sich davon ab, dass die Tradition der Philanthropie in der
Gesellschaft tief verwurzelt ist.
Dass in der Türkei philanthropische Aktivitäten noch immer von großer Bedeutung
sind und sie meistens seitens der Unternehmen vor die rechtliche und
ethische Verantwortung gereiht werden, kennzeichnet ein charakteristisches
Verständnis des CSR. Dieses charakteristische Verständnis erforderte in dieser
Arbeit deswegen, die CSR-Pyramide von Caroll anzuführen. Nach Carolls CSRPyramide,
in welcher er die Hierarchie der sozialen Verantwortungen der
Unternehmen darstellt, stehen philanthropische Verantwortungen nach den
ökonomischen, rechtlichen und ethischen Verantwortungen an der Spitze der
Pyramide. In der Türkei zeigt die Pyramide eine eher charakteristische Struktur.
86
Und das philanthropische Verständnis, von dem gesprochen wird, steht fast
über den rechtlichen und ethischen Verantwortungen.
Im dritten Teil der Arbeit wurde versucht zu erklären, was man heute unter dem
modernen CSR versteht. Die Definitionen, welche in der Arbeit behandelt
wurden, zeigen, dass CSR keine einheitliche Definition hat, sondern dass man
CSR aus mehreren Perspektiven betrachtet. Im Anschluss wurden Organisationen
untersucht, welche national und in Europa Aktivitäten ausüben, die zur
CSR ermutigen sollen. Somit wurde nach den Leitsätzen dieser Organisationen
ermittelt, dass CSR für sie von Arbeitssicherheit und Kinderarbeit bis hin zur
Prävention vor Umweltverschmutzung mehrere Themen beinhaltet. Um im
vierten Teil einen allgemeinen Rahmen von CSR zeichnen zu können, wurden
zuerst die internen und externen Dimensionen von CSR untersucht und später
wurde versucht, CSR von anderen ähnlichen Begriffen abzugrenzen. Demnach
umfasst die soziale Verantwortung der Unternehmen einen größeren Bereich.
Im heutigen Verständnis behalten die Unternehmer die Interessen und Vorteile
verschiedener Stakeholder im Auge. Aber daneben integrieren sie CSR als eine
langfristige Philosophie in die Managementphilosophie des Unternehmens.
In der Türkei kann man dagegen heute noch nicht von einem CSR-Verständnis
im modernen Sinn sprechen. Jedoch entwickelte sich CSR im Zusammenhang
zur CSR weltweit parallel und sehr schnell weiter. Wie auch in der Arbeit so oft
erwähnt, spielen für die schnelle Entwicklung religiöse und kulturelle Faktoren
eine große Rolle. Ebenso sind die Entwicklungen im weltweiten Corporate
Governance, der infolge der Verhandlungen erstellte Anpassungsplan und die
immer lauter werdende Stimme der „Nicht-Regierungs-Organisationen“ wichtige
Einflüsse auf die Entwicklung der sozialen Verantwortung. So beabsichtigt man
in der Türkei, mithilfe der Organisationen, welche zur CSR ermutigen, die
Unternehmen zum sorgsamen Umgang mit diesem Thema zu bringen. Somit
wurde im sechsten Teil der Arbeit versucht, einen aktuellen Rahmen des CSR
in der Türkei zu zeichnen.
Im letzten Teil der Arbeit wird in den Fokus gestellt, dass alle Arbeiten, welche
die geschichtliche Entwicklung des CSR untersuchten, immer auf der
87
Stiftungskultur und dem Verständnis der Philanthropie im Osmanischen Reich
basierten. Besonders bis zur Gründung der Republik Türkei spielten die
damaligen Berufsorganisationen (Akhi und Gilden) eine wichtige Rolle mit ihrem
Beitrag zum sozialen Wohlbefinden. Doch später, mit der Gründung der
Republik Türkei und ihrer Entwicklung zum Sozialstaat verloren diese
Organisationen immer mehr an Bedeutung. Dagegen wiederum gewann
Philanthropie wieder an Macht, als in der Türkei Liberalisierung eintrat und in
der Folge entstandene Holding-Gesellschaften etabliert wurden. Bis zu den
1990er Jahren blieben Unternehmen ihren Traditionen treu und leisteten der
Gesellschaft mithilfe von Stiftungen Hilfe. Mit der Idee, für Legitimität zu sorgen,
bewirkten die Unternehmen die Veränderung des philanthropischen Verständnisses.
Diese Situation brachte den Übergang in türkischen Unternehmen von
philanthropischen Aktivitäten zur CSR. CSR verwandelte sich in den 2000er
Jahren zu einem Begriff, der sich vor Philanthropie stellte. Ab diesem Zeitpunkt
haben Unternehmen ihre wohltätigen Aktivitäten unter dem Namen „CSR“
klassifiziert.
Heute noch führen die Unternehmen ihre philanthropischen Aktivitäten mithilfe
der Corporate Stiftungen intensiv durch. Aber diese Aktivitäten werden durchgeführt,
weil insbesondere Firmen einen bestimmten sozialen oder ökonomischen
Vorteil erwerben möchten. In diesem Zusammenhang führen heute noch
manche Unternehmen unter der Bezeichnung CSR durch Spenden finanzierte
Kampagnen durch, werben – im Gegensatz zur Vergangenheit – in
Massenmedien damit und versuchen auf diese Weise, Aktivitäten sozialer
Verantwortung zu inszenieren. Deshalb werden in der Türkei die meisten CSRAktivitäten
als PR und Corporate Philanthrophy bezeichnet, und deswegen ist
CSR in der heutigen Türkei weit entfernt vom gezeichneten Rahmen des CSR
auf internationaler Ebene.
88
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97
Abstract
In dieser Arbeit wurde die Entwicklung von CSR in der Türkei eruiert. In diesem
Zusammenhang wurde untersucht, auf welche Art und Weise CSR entstand,
wie es sich entwickelt, was man darunter versteht und von welchen Faktoren
das CSR-Verständnis abhängt. In diesem Sinne hat die geschichtliche
Rechtfertigung in Bezug auf das Thema eine breite Perspektive geboten, um
das CSR-Verständnis benennen zu können.
Ein weiteres Ziel der Arbeit war es, einen Blick auf die weltweite Entwicklung
des CSR zu werfen, zu untersuchen, was man unter diesem Begriff versteht
und welche Bereiche er beinhaltet. Dieses Ziel hat uns die Möglichkeit gegeben,
den Rahmen des CSR-Verständnisses in der Türkei unter der Berücksichtigung
internationaler wie auch europäischer Initiativen und Vereinbarungen
zu bewerten. Somit wurde in der Arbeit eine Antwort auf die Frage gesucht, ob
man heute in der Türkei von einer modernen CSR sprechen kann oder nicht.
Am Ende der Arbeit hat man gesehen, dass in der Türkei ein charakteristisches
CSR-Verständnis vorhanden ist, welches sich von traditionellen Wurzeln
herleitet. Bei der Entwicklung des CSR-Verständnisses in der Türkei hatten
Philanthropie und Stiftungskulturen, welche man im Osmanischen Reich
verbreitet sah, eine große Auswirkung. Noch immer stellen Unternehmen
rechtliche und ethische Verantwortungen philanthropischen Aktivitäten nach
und führen diese mithilfe der Corporate Stiftungen durch. In diesem
Zusammenhang ist es schwer, in der Türkei von einem modernen CSRVerständnis
zu sprechen.
98
Lebenslauf

Ausbildung
(2009–2012) Magisterstudium: Publizistik- und
Kommunikationswissenschaft
Universität Wien, Wien, Österreich
(2004–2008) Bachelorstudium: Public Relations and Advertising
Near East University, Nikosia, Zypern
(1997-2004) Gymnasium: Kartal Anadolu Imam-Hatip Gymnasium,
Istanbul, Türkei
(1992-1997) Grundschule: Göztepe Grundschule, Istanbul, Türkei
Berufserfahrung
(2007) Praktika: im Bereich PR und Kommunikation
IGDAS- Istanbul
Sprachen
Türkisch Muttersprache
Deutsch gut
Englisch gut
Kenntnisse Windows, MS Office (Word, Excel, PowerPoint, Outlook),
Internetrecherche,Führerschein B.
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